
Heute sind wir im sudetendeutschen Museum der Frage nach Heimat nachgegangen.
Was ist Heimat? Wem gehört sie? Hat jeder eine?
Eins ist sicher: Nach der Vertreibung wurde sie für die Sudetendeutschen zur „unerreichbaren Sehnsuchtslandschaft.
An der Wand hingen Zettel mit der Aufforderung an die Besucher, den Satz zu beenden: Heimat bedeutet für mich…“ Auf einem der Zettel steht: „Der Ort, den ich seit meiner Geburt suche“. Ja, den habe ich geschrieben. Diese Suche habe ich wohl mit den Vertriebenen gemeinsam…

Der Museumsbesuch war sehr spannend und bewegend. Man ertappt sich dabei, wie man denkt, dass Frieden letztlich ein Luxus ist – einer, der auch heute wieder und weiterhin bedroht bleibt.
Ich zeige hier einige Exponate und Texte der Ausstellung und empfehle jedem, der sich für das Thema interessiert, einen Besuch dieses Museums, das 2020 eröffnete.
Mein Interesse ist nach und nach gewachsen, weil wir regelmäßig im wunderschönen deutsch-tschechischem Grenzgebiet wandern –dabei wird man ganz automatisch neugierig auf die Geschichte dieser Gegend.

Was mir besonders gefallen hat:
Ein tanzendes Bauernpaar aus Holz (Modell für den Kuhländler Brunnen, der aus Metall in Neutitschein – Nový Jičín steht)
Die tollen Landschaftsgemälde der sudetendeutschen Maler
Dass eine Region den wunderschönen Namen „Kuhländchen“ trug (im Grenzbereich zwischen Mähren und dem früheren Österreichisch-Schlesien)
Der „Kuhländler Dreher“, eine fröhlich-beschwingte Volksmusik. Das „Böhmerland-Motorrad“ aus dem Motorenwerk Albin Liebisch, das bisher längste Serien-Motorrad der Welt mit einer Länge von 3,20 Metern.


Was ich nicht gewusst hatte:
Dass die Deutschen in Prag eine Zeit lang „die größte Bevölkerungsgruppe waren“ und „bis 1861 den Bürgermeister stellten“.
Dass Familien, um die Zweisprachigkeit zu fördern, zeitweise ihre Kinder austauschten. Das Kind ging in den Sommerferien „auf Wechsel“ – sagte man.
Dass Sprache und Bildung solch schwerwiegende Konflikte auslösen können.
Dass einige Baracken im NS-Lagern jahrelang als Notunterkunft für Vertriebene fungierten.

Das Sudetendeutsche Museum ist das zentrale Museum der deutschsprachigen Bevölkerung in den böhmischen Ländern. Seine Dauerausstellung spannt einen Bogen über 1100 Jahre Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte, dargestellt in authentischen Objekten aus seinen Sammlungen, auf einer Ausstellungsfläche von 1200 Quadratmetern.