Das Geheimnis des Austernfischers am Chiemsee

Ein Austernfischer (Haematopus ostralegus) geht über eine grüne Wiese.
Austernfischer am Chiemsee – Huîtrier pie – Oystercatcher in Bavaria

2018 sah ich ihn zum ersten Mal: den Austernfischer auf der Fraueninsel! 2020 begegnete ich ihm erneut – und heute (15.10.2025) spazierte wieder ein Austernfischer über die Wiese neben dem Kloster. Die vielen Spaziergänger schienen ihn nicht im Geringsten zu stören.

Dabei ist der Austernfischer (Haematopus ostralegus) eigentlich einer der charakteristischsten Vögel der Nordseeküste. Er ernährt sich vor allem von Muscheln, Borstenwürmern und Krebsen. An der bretonischen Küste hatte ich ihn beobachtet, wie er in großen Trupps am Strand nach Nahrung suchte.

Ein Austernfischer steht auf einer Wiese, während eine Stockente am Boden sitzt. Die Umgebung ist von grünem Gras und herbstlichen Blättern geprägt.
Eine lustige Partnerschaft: Austernfischer und Stockente

Was aber macht ein einzelner Austernfischer (einmal sah ich auch ein Paar) auf der Fraueninsel? Hier zieht er immer wieder große Regenwürmer aus der Erde – und heute schloss er sogar Freundschaft mit einer Stockente. Warum kommt er hierher? In der Vogelkunde wird vieles gern mit dem Klimawandel erklärt, doch oft greift das zu kurz. Vielleicht bleibt es einfach ein Geheimnis.

Ist er hier nur auf Durchzug und Rast? Ich jedenfalls wünsche ihm, dass er auf der Chiemsee-Insel gut überwintern kann, wenn er das möchte… (Eine Bekannte – Jutta B – bestätigte die Sichtung am 21.10., also etwa eine Woche später)

Ein Austernfischer (Haematopus ostralegus) steht auf einer Wiese mit grünem Gras und trockenen Blättern im Hintergrund.
Austernfischer auf der Fraueninsel
Ein Austernfischer steht auf einer grünen Wiese, umgeben von fallendem Laub, während Spaziergänger im Hintergrund zu sehen sind.
Seit 2018: immer wieder Austernfischer auf der Fraueninsel

EN: In 2018, I saw my first Eurasian oystercatcher (Haematopus ostralegus) on Fraueninsel. I met one again in 2020, and today, another strolled across the meadow beside the monastery, seemingly unfazed by the many passersby.

Though typically associated with the North Sea coast—where it feeds on mussels, worms, and crabs—I had once watched large flocks foraging along the beaches of Brittany. So what brings a solitary oystercatcher (sometimes a pair) to this inland island? Here, it pulls earthworms from the soil and, today, even befriended a mallard.

Why does it come here? Ornithology often points to climate change, but such explanations can feel too simple. Perhaps it will remain a mystery. I only hope it finds a way to overwinter peacefully on the Chiemsee.

Hier im Video: