Der hamburger Bayer

Der Hamburger Bayer

Dialekte und Identität

Der hamburger Bayer

Schon immer hat mir die Definition eines Sprachwissenschaftlers gefallen: Dialekte sind Sprachen ohne Pass. Die Vielzahl der Mundarten steht neben den jeweiligen Hochsprachen und erweitert sie mit interessanten und witzigen Sprachvarianten. Ich bin zwar „dialektlos“ aufgewachsen, liebe aber diese regionalen Ausdrucksweisen. Höre ich den Dialekt von Marseille, rieche ich schon das Meer, bei dem von Neapel höre ich Musik… und Bayerisch mag ich einfach. Was ich nicht mag, ist die Hierarchisierung von Mundarten: die ist edel, die andere „primitiv“. „Waidlerisch“ wird beispielsweise auch von anderen Niederbayern belächelt. Man könne das gar nicht verstehen. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Aber ich muss schmunzeln, wenn sich „Zuagroaste“ aus Düsseldorf und Flensburg erfolglos die Zunge an den Bayerischen Diphthongen brechen.

Eigentlich wollte ich etwas anderes erzählen: während unseres Aufenthaltes in einer Gaststube im Wald, saß plötzlich ein waschechter Bayer am Tisch. Unter dem mit Abwurfstangen verzierten Rotwildschädel aus Gips las er die Bild-Zeitung mit einer großen Lupe. An seinem Hut prangte der Gamsbart; Lederhose, Trachtenjacke und sich auf der Brust kreuzenden Hosenträger runden das Bild des „perfekten“ Oberbayern ab. Ich blicke erstaunt rüber, mache eine schnelle Skizze und denke an Szenen vom Bauerntheater…bis der Bayer den Mund aufmacht. Und siehe da, er kommt aus Hamburg und das hört man!

Was für ein Zeichen für Völkerfreundschaft 🙂 ….

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