
Heimatmuseen sind wichtig, um die Welt zu verstehen, in der wir leben. Das habe ich jetzt wieder erlebt.
Letztens las ich nämlich in einem Buch, in dem ein Kind vorkommt, das im Jahr 1825 „von der „Fraiß“ heimgesucht wurde und daran starb, obwohl sein Vater den „Fraißbrief“ gelesen hatte.
Fraiß, Frais, Fraisbrief, was ist denn das? – habe ich mich gefragt.

Gestern haben wir das Heimatmuseum in Simbach am Inn besucht und siehe da, da war schon die Antwort! Da lag nämlich eine „Fraisenkette“ neben einem „Frais-Brief“. Nun weiß ich also, dass „Frais“ oder „Fraiß“ eine Bezeichnung für bestimmte Krankheiten war, die Krämpfe und Fieber auslösen konnten. Diese konnten für Kinder, aber auch für alte Menschen tödlich enden.
Als Schutz und zur Abwehr trugen Kinder im 19. Jahrhundert sogenannte „Fraisenketten“ und die Eltern verlasen über ihnen den Frais-Brief, ein Dokument, das sowohl die Krankheit, als auch Dämonen und alles Negative abwehren sollten.
Interessant finde ich, dass Kinder in vielen Ländern teilweise bis heute schützende Ketten und Amulette tragen. In Italien gilt bis heute ein Kettchen aus roten Korallen als beschützend. Im Senegal ist es üblich, Kleinkindern ein kleines Amulett, indem meist auch ein „Schutzbrief“ steckt, anzuhängen.
Ich freue mich, über Umwege wieder etwas Interessantes erfahren zu haben. Das Heimatmuseum in Simbach kann ich auch nur wärmstens empfehlen, es ist sehr professionell und umfangreich gestaltet. Es gibt viel Info über die Zeit der Industrialisierung, aber eben auch über Volksglauben. Tier-Votive aus Eisen zum Schutz von Vieh und Pferden haben mich besonders berührt: Ich finde, sie erinnern an Kunstwerke Giacomettis, der sich ja auch von der Kunst der Etrusker hat inspirieren lassen.




Das Buch, das ich oben erwähne ist aus der Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege – Nr. 6 „Der Vierseithof des Mittermayr zu Riedertsham“, Autor: Mathias Ueblacker