Foto: Volksmusik auf dem Neuen Marktplatz in Bad Birnbach
Some of my photographs were chosen for the books about folk culture in our region in Lower Bavaria.
FR: Je suis fière d´avoir pu contribuer avec quelques photos aux livres illustrant les traditions populaires de ma région en Basse-Bavière.
Welch eine Freude! Heute habe ich die Bücher und CD des Leaderprojekts „TonSpuren – Volkskultur in der Region Rottal-Inn“ als Dank für meine Mitwirkung erhalten. Dass ich an diesem Projekt mitwirken konnte, wenn auch nur ganz am Rande mit der Bereitstellung einiger meiner Fotos, macht mich richtig stolz!
Die schönen Bücher – herausgegeben vom Landratsamt Rottal-Inn – wurden aus dem reichhaltigen Archivmaterial der Volksmusik- und Brauchtumspflege des Landkreises Rottal-Inn zusammengestellt und jeweils durch eine CD mit Tonbeispielen ergänzt.
Ich freue mich schon sehr darauf, die Texte zu lesen und die CDs anzuhören. Durch dieses Projekt wird eine reiche kulturelle Vergangenheit wieder lebendig. Vielleicht lässt sich somit auch etwas in unsere heutige Welt hinüberretten. Jedenfalls werden diese Bücher bestimmt nicht nur die Leute aus der Region interessieren, sondern hoffentlich auch die vielen Menschen, die hier im Rottal eine neue Heimat gefunden haben – wie ich!
Ein stattlicher Vierseithof – Schön, dass es so etwas noch gibt.
Hurra, das neue Bad Birnbacher Heimatheft ist da! Und wir durften wieder einen Beitrag schreiben. Diesmal geht es um die 400 Jahre alte Geschichte des Lamplhofs in der Birnbacher Hofmark! Spannend und mit vielen wunderschönen Fotos, die uns von der Familie Baumgartner zur Verfügung gestellt wurden. Wer sich für die Geschichte von Bad Birnbach und Umland interessiert, dem seien die Heimathefte wärmstens empfohlen.
Wo sie zu haben sind? Bei der Buchhandlung Hölzl, Am Berg 1, Bad Birnbach. Als schönes und interessantes Weihnachtsgeschenk eignet es sich übrigens auch.
Die heimatkundliche Informationsschrift für Bad Birnbach und Umland, Band 31 ist auch online bestellbar: https://www.buchhandlung-hoelzl.de/
#hofgeschichte #heimatkunde #rottalinn
Die Bad Birnbacher Heimathefte sind eine Bereicherung für unsere Gegend
Fraisenkette und Frais-Brief im Heimatmuseum Simbach am Inn
Heimatmuseen sind wichtig, um die Welt zu verstehen, in der wir leben. Das habe ich jetzt wieder erlebt.
Letztens las ich nämlich in einem Buch, in dem ein Kind vorkommt, das im Jahr 1825 „von der „Fraiß“ heimgesucht wurde und daran starb, obwohl sein Vater den „Fraißbrief“ gelesen hatte.
Fraiß, Frais, Fraisbrief, was ist denn das? – habe ich mich gefragt.
Auszug aus der Schrift „Der Vierseithof des Mittermayr zu Riedertsham – Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz – Hier kann man lesen, dass das Kind stirbt, obwohl der Vater den „Faißbrief“ über dem Kind gelesen hat.
Gestern haben wir das Heimatmuseum in Simbach am Inn besucht und siehe da, da war schon die Antwort! Da lag nämlich eine „Fraisenkette“ neben einem „Frais-Brief“. Nun weiß ich also, dass „Frais“ oder „Fraiß“ eine Bezeichnung für bestimmte Krankheiten war, die Krämpfe und Fieber auslösen konnten. Diese konnten für Kinder, aber auch für alte Menschen tödlich enden.
Als Schutz und zur Abwehr trugen Kinder im 19. Jahrhundert sogenannte „Fraisenketten“ und die Eltern verlasen über ihnen den Frais-Brief, ein Dokument, das sowohl die Krankheit, als auch Dämonen und alles Negative abwehren sollten.
Interessant finde ich, dass Kinder in vielen Ländern teilweise bis heute schützende Ketten und Amulette tragen. In Italien gilt bis heute ein Kettchen aus roten Korallen als beschützend. Im Senegal ist es üblich, Kleinkindern ein kleines Amulett, indem meist auch ein „Schutzbrief“ steckt, anzuhängen.
Ich freue mich, über Umwege wieder etwas Interessantes erfahren zu haben. Das Heimatmuseum in Simbach kann ich auch nur wärmstens empfehlen, es ist sehr professionell und umfangreich gestaltet. Es gibt viel Info über die Zeit der Industrialisierung, aber eben auch über Volksglauben. Tier-Votive aus Eisen zum Schutz von Vieh und Pferden haben mich besonders berührt: Ich finde, sie erinnern an Kunstwerke Giacomettis, der sich ja auch von der Kunst der Etrusker hat inspirieren lassen.
Eiserne Votivtiere zum Schutz von Vieh und Pferden – Heimatmuseum Simbach am InnSehr zu empfehlen: Das Heimatmuseum in der Innstraße in Simbach am Inn
Das Buch, das ich oben erwähne ist aus der Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege – Nr. 6 „Der Vierseithof des Mittermayr zu Riedertsham“, Autor: Mathias Ueblacker
Neue alte Kutschen: Zwei Victoria-Kutschen in Bleichenbach
Heute waren wir in der Nähe des Hofes von Albert Huber, um nach „Schwaiberl“ zu schauen. Herr Huber kam uns entgegen und erlaubte uns freundlicherweise, seine „Neuzugänge“ zu bewundern. Über das Bauernmuseum in Bleichenbach hatte ich 2019 bereits berichtet (Link siehe unten)
Es handelt sich um vier gewaltig schöne Kutschen und einen Bulldog. Zwei Viktoria-Kutschen, Baujahr um 1890. „Das war was für bessere Leit!“, so Herr Huber. Dann einen Landauer, ganz edel von innen beleuchtet. Und ein ehemaliges „Taxi“, eine Salzburger Chaise-Kutsche. Der Landauer mit den roten Rädern ähnelt übrigens sehr demjenigen aus den „Sissi-Filmen“
Zuletzt durften wir noch einen Bulldog bewundern, der in diesem Jahr stolze 80 Jahre alt wurde.
Beim Anblick der alten Fahrzeuge wurde uns bewusst, wie schwindelerregend rasch sich die Welt seit in den letzten hundert Jahren verändert hat. Gott sei Dank gibt es noch einige Menschen, die solche Objekte auch für die Nachwelt erhalten.
Seit ca. einem Jahr engagieren Berndt und ich uns im Heimatkundekreis von Bad Birnbach und dürfen die historische Ausstellung „1200 Jahre Bad Birnbach“ gelegentlich betreuen. Das ist spannend, weil man dabei so viel über die Gegend erfährt!
Außerdem haben wir nun die Ehre, über den Leithenbauernhof für das nächste Heimatheft zu berichten. Was der Leithenbauernhof ist? Nun, ein ehemalig sehr großer Hof, den es vermutlich schon seit dem 12. Jahrhundert gibt. Viel haben wir in Archiven recherchiert, aber auch Interviews geführt. Was dabei herausgekommen ist? Nun… dass einiges im Dunkeln liegt, aber dass dort eben immer noch das wunderschöne Wohnhaus eines ehemaligen Vierseithofes steht.
Wir recherchieren und schreiben. Im Heimatheft 29 werdet Ihr alles erfahren, was wir ermittelt haben. Denn es geht nicht nur um Ritter und Bauern, sondern auch um Elefanten und dressierte Schweine. Bleibt gespannt!
Update Dezember 2019: Nun ist der Bericht im Heimatheft 29 erschienen und hier online lesbar:
Bauer Albert Huber hat in seinem Vierseithof ein beeindruckendes Bauernmuseum eingerichtet.
„Das sind echte Kunstwerke“ Oides Glumb oder Kunst?
EIN FAST VERGESSENES BAUERNMUSEUM
Großgewachsen und stämmig kommt uns der 63-jährige Landwirt
Albert Huber entgegen. Er lächelt sympathisch und lädt uns ein auf eine Reise
in die Vergangenheit. Vor wenigen Tagen nahm er spontan mit uns Kontakt auf:
als er die Ausstellung über Landschaft und Natur im Artrium sah, verstand er, dass wir uns als
begeisterte Wahl-Rottaler auch für alte Höfe begeistern.
EIN ROTTALER VIERSEITHOF
So ein Rottaler Vierseithof ist schon eine Welt für sich: schließt man beide Tore, wirkt der Innenhof wie ein Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit. Die Sonne scheint auf die hohen Holzstapel unter dem Stadldach: Huber ist auch Waldbesitzer. In der Mitte steht ein bunter Taubenkobel. Durch das ganze Anwesen, auch durch die hölzernen Wände der Stadel weht duftende Frühlingsluft. Rauchschwalben flitzen ununterbrochen aus den Stallfenstern. Auf dem Dach hüpfen Hausrotschwänze. Die tiefe Stille wird nur vom Gesang der Vögel und dem Klappern der Ratschen unterbrochen: Es ist Karfreitag. Wir sind auf dem Niedermaierhof in Bleichenbach (einem Ortsteil von Bad Birnbach) in Niederbayern.
Das Anwesen, dessen Urkunden der Eigentümer bis ins Jahr 1780 zurückverfolgen konnte, hat sein Vater 1936 vom damaligen Bürgermeister von Asenham, Georg Brummer, erstanden. Das Wohnhaus wurde in den 50er Jahren neu erbaut; der Stall und Teile des Stadels sind noch im Originalzustand.
Der ehemalige Rossstall, in dem sich etliche Schwalbennester befinden, mutet mit seinen Granitsäulen und Gewölben so schön und feierlich an wie eine romanische Kirche. Bis vor wenigen Jahren stand darin noch bayerisches Fleckvieh.
An der Wand stehen ein alter Leiterwagen und eine Getreidereinigungsmaschine
aus dem Jahr 1840.
Neben dem Stall führt eine Treppe hinauf in den riesigen Stadel. An der Wand hängen etliche Kummete für Pferde und Ochsen, auch ein kleines, das „Ochsenbüffel“ genannt wurde.
Der Innenhof eines Vierseitshofs ist eine Welt für sich
DIE VERGANGENHEIT LEBT
Wie Fahnen wehen hundert Getreidesäcke unter dem Scheunendach. Auf jedem ist der Name eines Bauern und eine Jahreszahl aufgedruckt. Hier und da auch eine Zeichnung, ein trabendes Pferd. Und so erinnern diese Säcke an leinerne Familienwappen, die ihre Geschichte erzählen. Vor Jahren gab Albert Huber eine Anzeige in der PNP auf: „Alter Sack gesucht“. So kam er zu seiner heutigen Sammlung. Der älteste Getreidesack stammt von 1838. Aus 1840 stammt ein Sack von „Michel Mayr, Holzham“. Insgesamt hat Alber Huber ca. 100 alte Getreidesäcke gesammelt.
Im hohen luftigen Stadel sind tausende von Objekten nach
Themenbereichen ausgestellt. Gepflegt und alle noch funktionstüchtig, reihen
sich unendlich viele Gerätschaften aneinander. Hier seien nur einige
aufgeführt: ein 200 Jahre alter Häufelpflug, Kleegeigen, Wagen, die ehemals von
Ziegen gezogen wurden, „Radltragen“, auf die Heu geladen wurde, Winden, bei
denen man mit Hebelwirkung ganze Holzhäuser in die Höhe heben konnte, während
man die Grundmauern erneuerte, ein „Strohwolf“, der mit rasender
Geschwindigkeit Stroh häckselte; Heugabeln, alte Radios, Nähmaschinen,
Schnapsfässer, Schnapsbrennmaschinen, Kutschen, Geräte zur Flachsverarbeitung,
Handbuttermaschinen, die erste Miele Waschmaschine, alte Traktoren und Bulldogs, Bügeleisen, alter
Imkerbedarf, Tischlerwerkzeug, Kartoffel- und Getreideanbaugeräte, Hand- und modernere Dreschmaschinen und vieles,
vieles mehr.
Huber erläutert die Besonderheit von Rottaler Sensen, erklärt
die Funktionsweise jeder Maschine, dreht an Rädern und Kurbeln, lässt alte
Geräte rattern. Auf diese Weise ersteht die Vergangenheit neu. Untergegangene
Zeiten werden wieder lebendig, wenn er liebevoll seine Hände über die alten
Geräte streichen lässt, deren Funktion er anhand von Skizzen aus alten Büchern
wieder hergestellt hat. Die Exponate sind vornehmlich aus dem Rottal, aber auch
aus anderen Gegenden Niederbayerns.
Er weist anhand einer alten Urkunde auf den früheren „Landwirtschaftlichen Verein“ hin, der wohl bedeutender als der heutige Bauernverband war, und auch an der Gründung des Oktoberfestes 1810 beteiligt gewesen sein soll.
Hinter dem Hof sammelt er Granitsäulen, Kapitelle, Tröge,
Torbögen, Fensterelemente, die er vornehmlich
im Bayerischen Wald von alten
Höfen, die abgerissen werden, holt.
Dabei wird Huber auch nachdenklich: „Alles Handarbeit, da muss man sich einmal vorstellen, was das für ein Können erfordert hat. Eine Kunst, die ausstirbt“. Auch als er eine Maschine beschreibt, die Knochen zu Hühnerfutter zerbröselt, kommt er ins Philosophieren: „Da hat man alles wieder verwertet. Heute schmeißen wir jedes Jahr Millionen Tonnen Lebensmittel fort.“
Buttergefäße im Bauernmuseum in Bleichenbach
LIEBE ZU HANDWERK UND TIEREN
Rührend sind nicht nur seine Hingabe und Liebe zum Handwerk, sondern auch seine Tierliebe: Seit kurzem hält er eine kleine Herde von Kamerunschafen. Für die Turmfalken hat er oben im Stadel einen Nistkasten angebracht, der zu einer erfolgreichen Brut geführt hat. Um ihn summen Bienen: „Mein Vater war leidenschaftlicher Imker“, so Huber. Er halte nur noch ein Volk. Dann zeigt er ein Hornissennest: ausgerechnet im alten Toilettenhäuschen hatten sie ihr Nest gebaut.
Nicht alle haben Verständnis für die Sammelleidenschaft von
Bauer Huber: „Der sammelt a Haufen Glumb“, sagen die Menschen in der Gegend. .
Ein bisschen traurig ist Huber darüber, dass er seinen Hof und seine Schätze bisher der Öffentlichkeit nicht als „privates Museum“ allgemein zugänglich machen konnte. Wird es ihm in Zukunft gelingen? Wir hoffen es! Eine solche Vielfalt alter Bauerngeräte auf einem alten Vierseithof braucht sich vor den Sammlungen in Massing oder Finsterau wahrlich nicht zu verstecken. Touristen und Kurgäste wären sicherlich begeistert, so etwas gewissermaßen „vor der Haustür“ zu finden.
Es ist allerdings jetzt schon möglich, eine private Besichtigung telefonisch zu vereinbaren. Im monatlichen „Bad Birnbacher KulturSpatz“ findet man das „Bauernmuseum Niedermaier“ in der Rubrik „Kultur, Sport, Freizeit & Erholung“.
Ohne Menschen wie Bauer Huber, die mit Leidenschaft und
Hartnäckigkeit altes Kulturgut sammeln, renovieren und erhalten, werden
kommende Generationen das Wissen um die Vorfahren gänzlich verlieren und in einer
globalisierten Welt keinen Zugang zu ihren Wurzeln mehr finden.
In einer zunehmend industrialisierten und digitalisierten Welt sehnen sich heute viele Menschen nach alten Bräuchen und Dingen, die an vorangegangene Generationen und ihre untergegangene Welt erinnern. Sie strömen in Massen in Freilichtmuseen, Kinder stehen mit offenem Mund vor den Dingen, die ihre Urgroßväter noch in die Hand nahmen.
Im Archiv des Bistums Passau mit dem Heimatkundekreis Bad Birnbach
Visit to the archive of the diocese Passau – so much artisan craftwork in wonderful books!
Ausflug des Heimatkundekreises Bad Birnbach zum Archiv des Bistums Passau
Gestern habe ich an einer Archivbesichtigung teilgenommen. Eine Archivbesichtigung? Da kommen einem schnell Assoziationen: Verstaubte Kisten, modriger Kellergeruch, vergrabenes Wissen, das keinen mehr interessiert außer Spezialisten, die stumm und mit behandschuhter Hand in vergilbten Seiten blättern.
Ganz anders erging es den 20 Teilnehmern im Büro der Archivdirektorin Prof. Dr. Hannelore Putz, die auch die Führung übernahm. Im hellen Raum, unter der wunderschönen Decke mit barockem Lurago-Stuck, gehen schwere Bücher von Hand zu Hand. Man streichelt samtiges Pergament und bewundert die teilweise auf Papyrus dicht gedrängten Schriften, die Tintenfarbe, Malereien, Miniaturen, Aquarelle, gemalte Wappen und andere kleine Kunstwerke. Im wahrsten Sinne des Wortes eine anschauliche Sache.
Künstlerisch und handwerklich wertvolle Stücke, aber auch vom Gebrauch abgenutzte Messbücher mit hübschen Schnallen und historische Fotografien reicht man sich weiter, fasst an, kommentiert…
Das Archiv, das 1209 zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde, betreut die schriftliche Hinterlassenschaft der Bischöfe. Das im Jahr 2016 eröffnete neue Archiv beinhaltet dagegen das Schriftgut der Pfarreien.
Damit wären wir auch bei einem zentralen Thema der Führung: alt und neu, Vergangenheit und Zukunft sind auch architektonisch sichtbar. Wirkt das Stammhaus des Archivs in der Luragogasse 4 am Domplatz noch verspielt und barock, erscheint das im Jahr 2016 eröffnete Außenmagazin in Passau-Hacklberg absolut zeitgenössisch.
Aber auch die Aufbewahrungsart des alten Wissens nimmt neue Formen an: Pergament, Papyrus und Tinte weichen zunehmend der Aufbewahrung in digitaler Form.
Zunächst erklärte die Archivdirektorin die Hauptaufgaben des Archives:
Diese bestehen nicht nur darin, das schriftliche Gut im Bistum Passau mit all seinen Pfarreien zu schützen und zu bewahren, sondern auch historische Forschung (in diesem Fall z. B. den Inhalt der Birnbacher Heimathefte), Familienforschung zu unterstützen und auch rechtssichernde Informationen weiterzugeben, wie zum Beispiel die Bestimmung von Grenzen der Kirchengrundstücke.
„Wir verstehen unseren Auftrag aber auch so, dass wir das Archiv sichtbar und erfahrbar machen“, lächelt Prof. Dr. Hannelore Putz. Die Experten mit den weißen Handschuhen erscheinen wohl eher in Krimis. Denn heute geht es darum, historische Quellen barrierefrei und kostenfrei für jedermann zugänglich zu machen.
Taufbücher, Sterbebücher, Heiratsbücher, Pfarrbriefe geben einen detaillierten Einblick in das Leben vergangener Zeiten. Aber auch die „Österlichen Seelenbeschreibungen“, in denen nicht nur alle Personen, Kleinkinder inbegriffen, in jedem Haushalt aufgezählt werden, sondern auch so mancher Kommentar des Pfarrers vermerkt ist, sind eine „wunderbare Quelle, um zu verstehen, wie ein Ort so tickt“.
Um zu veranschaulichen, wie offen das Archiv für alle ist, erzählt die Direktorin von einem Ehepaar aus Australien mit Vorfahren aus Passau, das mit dem Kreuzfahrtschiff in Passau anlegte. Vorab hatten die Australier im Online-Archiv nach Verwandten gesucht und sich nun auf Spurensuche in die Luragogasse begeben, wo ihnen geholfen werden konnte.
Inzwischen muss man sich allerdings nicht mehr unbedingt in das Archiv begeben, um Informationen zu erhalten, denn die Digitalisierung schreitet fortwährend voran. Abgesehen von neuen EDV-Programmen, die auch alte Schriften, welche heutzutage nur noch wenige Experten entziffern können, automatisiert lesen und erkennen können, gewährt zum Beispiel „Matricula“, das Online-Portal für Kirchenbücher einen innovativen, service-orientierten Zugang zu historischen Quellen.
Manch einer mag den mit der fortschreitenden Digitalisierung drohenden Verlust des haptischen Aspekts bedauern, andererseits wird dadurch ein schneller Zugang zu den Informationsquellen von überall auf der Welt möglich.
Um die Philosophin Hannah Ahrendt zu zitieren: „Wirklichkeit und Verlässlichkeit der Welt beruhen darauf, dass die uns umgebenden Dinge eine größere Dauerhaftigkeit haben als die Tätigkeit, die sie hervorbrachte, und dass diese Dauerhaftigkeit sogar das Leben ihrer Erzeuger überdauern kann.“ Zu diesen uns umgebenden Dingen gehören eben auch „geschriebene Seiten“ und Bücher, die man anfassen kann.
Und doch unterliegt nicht nur unsere Welt, sondern auch unser Verständnis von Heimat und Geschichte kontinuierlichen Veränderungen. Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten und wird auch Vorteile bringen. „Wir sind die erste Generation, die sich damit befasst“, sagt Prof. Dr. Putz zuversichtlich.