Wildheit

Magie de la nature

Roe deer with lapwing // Chevreuils avec vanneau huppé

Wildheit

Gestern sah ich Rehe, die friedlich neben Kiebitzen grasten. Ein Bild, das anmutet wie ein Traum, beinahe magisch. Ein Bild des Trostes in traurigen Zeiten.

Was bedeutet das eigentlich, Wildheit, habe ich mich gefragt. „Wildheit, die Wilden, die Primitiven“, geht mir durch den Sinn. Wildheit ist etwas, das dem Menschen Angst zu machen scheint, eine wilde Welt ohne Sicherheit, den Raubtieren ausgeliefert, ohne Ordnung, ohne Ordnungsmächte. Als Schutz bloß irgendwelche Amulette gegen furchtbare Gefahren…

Wahrscheinlich stecken in uns Menschen die Ängste vor den Gefahren, denen wir auch tatsächlich in unserer Vorgeschichte ausgesetzt waren, noch tief: Feuerbrunst, angreifende Bärinnen, tödliche Krankheiten. Und so kam es wohl, dass wir ordnend eingreifen wollten. Eigentlich ganz verständlich. Es wurde also gerodet, wilde Tiere wurden gezähmt und eingesperrt. Irgendwie sperrten wir dabei auch unsere eigene Wildheit ein. Heute noch zerstören wir Hecken und die letzten Feldsäume, tragen Masken gegen Krankheiten und pflanzen Narzissen und Stiefmütterchen. Noch nie habe ich erlebt, dass so viele Bäume gefällt und Hecken herausgefräst wurden wie gerade jetzt, wo alle den Wald retten wollen.

Ich glaube, alles hat zwei Seiten. Auch die Wildheit. Sie hat eine gefährliche Seite, die wir anscheinend nie zähmen, nur unterdrücken konnten und die sich schrecklicherweise in jedem Krieg dieses Erdballs zeigt. Aber sie hat auch eine poetische Seite. Wenn wir dem Drang nachgeben, alles um uns herum nüchtern zu ordnen und zu desinfizieren, können wir auch keine Wildtiere mehr sehen. Die zeigen uns aber in märchenhaften Bildern, wie beruhigend und traumhaft schön Wildheit sein kann.

Reh mit Kiebitz
Ein Rehbock wittert aufmerksam

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