A hike through our forest organized by the nature conservation union. The main subject: the conifer populations afflicted by bark beetles. The main question: What the forest of the future might look like.
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Am Sonntag fand die alljährliche Waldwanderung auf dem Schellenberg statt. Über das diesjährige Thema „Borkenkäfer – Katastrophe oder Geburtshelfer?“ fanden schon gleich am Treffpunkt angeregte Diskussionen zwischen den zahlreichen Teilnehmern, unter denen sich auch mehrere Waldbesitzer befanden, und dem Förster statt. Damit befanden sich alle Anwesenden schon mitten im Thema.
Die Veranstaltung ist wie üblich in Zusammenarbeit mit der BUND Naturschutz-Ortsgruppe organisiert worden.
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Die Fichte hält dem Klimawandel nicht Stand
Nun ging es die Marienhöhe hinauf, einen ursprünglich als Park konzipierten Laubwald am Südhang des Schellenberges. Mehrere größere Kahlschläge weiter oben im Fichtenwald und hohe Holzstapel am Wegesrand zeigten, wie stark der Borkenkäfer auch im Inntal den Wald verwandelt. „Die Fichte hat bei uns ausgedient“, so Reichenwallner. Denn was inzwischen für alle offenkundig sei, könne auch die Wandergruppe auf ihrem Weg immer wieder eindeutig feststellen.
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Dass der Störenfried jedoch so winzig ist, darüber wunderten sich die Mitwanderer, als der Förster einen Borkenkäfer in einer Rinde zeigte: das Insekt erreicht eine Körperlänge von ca. 5 mm. Die Fichte sei in höheren und kühleren Lagen heimisch und vor über 250 Jahren bei uns eingeführt worden; dieser Nadelbaum komme offenkundig mit dem schnellen Klimawandel nicht zurecht und könne sich aufgrund der Trockenheit nicht mehr durch Harzbildung gegen das zerstörerische Insekt wehren.
Dabei sei schon im 19. Jahrhundert von Wissenschaftlern vor Fichtenmonokulturen gewarnt worden. Vor dem flächendeckenden Einsatz der Fichte wuchsen in unseren Wäldern vornehmlich Eiche und Buche, begleitet von anderen Baumarten wie beispielsweise Kirsche, Ahorn und Tanne.

Neophyten auf den Brachflächen
Die derzeitigen massiven Abholzungen veränderten mit großen Kahlflächen das Gesicht des Waldes. Auch diese Flächen werden rasch wieder besiedelt. Als erstes zeigte Michael Reichenwallner auf das rosa blühende Indische Springkraut. Diese ursprünglich aus dem Himalaya stammende Pflanze sei als Bienenfutter- und Zierpflanze nach Europa importiert worden und verdränge durch ihr rasches Wachstum teilweise die heimische Vegetation.
Dann machte Reichenwallner auf besonders große Exemplare der Schwarzen Tollkirsche, auch „Belladonna“ (italienisch für „schöne Frau“) genannt, aufmerksam. Wolliger Schneeball und Brombeere gehörten auch zur Kahlflächen-Flora. So schaffe der sich explosiv ausbreitende Käfer auch neue Lebensräume für heimische Pflanzen und solche, die sich in Gebieten ansiedeln, in denen sie zuvor nicht heimisch waren (Neophyten).
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Da das „Käferholz“ keine technischen Mängel vorweise und es zurzeit in großen Mengen verfügbar sei, sei es sinnvoll, es vermehrt als Bauholz einzusetzen. Nun kam die Gruppe an einer Lichtung vorbei, in der Eberesche, Birken hochschießen, in deren Schatten schon erste junge Buchen sprießen: „Der Wald verjüngt sich von alleine, wenn man Zeit und Geduld mitbringt“, so der Förster. Die Anforderungen der Forstwirtschaft lassen jedoch leider keine Muße zu.

Man ist im Blindflug
Jetzt ging es an teilweise eingezäunten Neupflanzungen vorbei. Es werde nun mit einheimischen und Fremdbaumarten experimentiert. Wie der Wald der Zukunft aussehen werde, könne derzeit trotz aller Studien und Untersuchungen und aufgrund der Schnelligkeit des Klimawandels niemand sagen. „Man ist im Blindflug“, so der Förster. Dies zeigte er auch am Beispiel einer Strobe oder Weymouth-Kiefer, die vor einigen Jahrhunderten aus Nordamerika eingeführt worden und inzwischen in unseren Graden zum Opfer einer Pilz-Krankheit geworden sei.
Nebenher wurden am Wegesrand auch Pilze wie Hexenröhrling, Birkenporling und Maronen sowie allerlei Sträucher bestimmt.
„Es gibt selten Schaden ohne Nutzen“ schloss Brigitte Schwarzbauer und freute sich, dass die Wanderung so viele interessante Gespräche ausgelöst habe: „Das war eine richtige Expertenrunde“. Jeder habe etwas mitgenommen, egal ob er den Wald selber nutze oder nur am Thema interessiert sei. Auf die Veranstaltung im nächsten Jahr freue sie sich jetzt schon.

Die Eile der Forstwirtschaft ist wohl das grösste Verhängnis, man könnte ja einfach mal 10 Jahre abwarten … ab jetzt gibt es ja erst einmal genügend Holz für ein Jahrzehnt!
Ich las, dass früher auch Linden und Ulmen in unseren Wäldern heimisch waren …
danke für deinen Bericht und herzliche Grüsse
Ulli
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Ja, liebe Ulli, das sehe ich auch als ein großes Problem für unsere Natur insgesamt: dass sie als Wirtschaftsfaktor gilt. Landwirtschaft und Forstwirtschaft müssen sich leider im globalen Wettbewerb bewähren. Weizen und Mais werden an globalen Börsen gehandelt, Schweine werden für China produziert, Rinder aus Südamerika importiert, Holz exportiert… Es soll alles schnell gehen, möglichst maschinell und billig produzierbar sein und gute Umsätze bringen.
Ich glaube, dass Forst-Und Agrar-„Industrie“ nicht nach den selben Kriterien wie beispielsweise die Autoindustrie funktionieren sollte. Schließlich geht es um unsere Lebensgrundlage, unsere Luft, unser Wasser etc.
Wie man diese schlimme Entwicklung abbremsen oder gar rückwirkend machen kann? Keine Ahnung…
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Hier bei uns in Texas ist es Oakwilt, das jahrhunderte alten Eichen in kuerzester Zeit den Garaus macht, sodass es vielerorts richtig apokalytisch aussieht. Wir selbst haben in unserem Garten 25 ausgewachsene Eichen faellen lassen muessen, weil sie entweder schon ganz abgestorben oder aber nicht mehr zu retten waren.
Waerend unserer Tage in Alaska tobten dort mehrere riesige Waldbraende, und das sah schreckerregend aus. Am Tage bevor wir Richtung Denali Naturpark gefahren sind, waren sowohl die Strasse als auch die Eisenbahnlinie gesperrt. Wir kamen dann mit dem Reisebus wieder durch, aber fuer gut 20 Meilen durch das Brandgebiet war es einspuriger Verkehr mit „Pilot Car“ vorneweg. Bericht in meinem Blog kommt.
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Lieber Pit, vielen Dank für deinen spannenden Kommentar. Ich finde es immer bereichernd, wenn du von Naturthemen aus deiner neuen Heimat Texas berichtest. Denn es ist gar nicht so einfach, mitzukriegen, was Klimawandel und Forstwirtschaft in Wäldern anderer Nationen und Kontinente bewirken. Oak wilt? Da musste ich erst einmal googeln…Kaum hatte ich das Wort eingegeben, kamen unzählige Berichte aus Texas.
Ich habe nun erfahren, dass diese Pilz-Erkrankung der Eichen im Deutschen „Eichenwelke“ oder gar „Eichenpest“ genannt wird. Noch ist sie anscheinend nicht in Europa vorhanden, könnte aber eingeschleppt werden. Das wäre natürlich verheerend…
Es tut mir sehr leid, dass Ihr eigene Eichen durch die Krankheit verloren habt.
Das Problem der Wälder in Bayern ist auch beinahe unlösbar: Es wurden seit dem 19. Jahrhundert immer mehr Fichten gepflanzt. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet ist in höheren Lagen. Sie wurde aber überall gepflanzt, auch an Bachläufen zum Beispiel. Da sie schnell wächst, war sie der Liebling der Forstwirtschaft in vielen Gebieten Deutschlands. Die Fichte ist mit 44 % der Waldfläche die häufigste Baumart Bayerns.
Insbesondere seit dem letzten Jahr (Dürrejahr) wütet der Borkenkäfer, in unserer Gegend sieht man schon von weitem die braunen, absterbenden Bäume. Sie werden jetzt massiv abgeholzt, um die Verbreitung des Käfers zu verhindern. Es scheint nicht zu gelingen. Der Käfer scheint schneller zu sein.
Es ist seltsam, plötzlich weite Sichten zu haben, wo vorher dichte Wälder standen…Also will man aufforsten und spricht von „Zukunftsbäumen“, zum Beispiel Tanne, Douglasie, Lärche, Kiefer. Und davon, Mischwald mit vielen Laubbäumen zu fördern. Das hört sich gut an.
Aber immer mehr fällt auf, dass auch andere Baumarten vermehrt Krankheiten entwickeln. Eigentlich wäre es wohl am besten, man würde den Wald einfach wachsen lassen. Aber da er ein Wirtschaftsfaktor ist, greift man ein…. Wald wächst langsam. Was unser heutiges Handeln in 20, 30 Jahren für Früchte bringen wird? Das ist fraglich.
Gibt es denn bei euch nur die Möglichkeit, die Eichen zu fällen? Oder haben sich natürlich Methoden bewährt, sie doch irgendwie zu retten?
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Hallo Nadia,
Oakwilt befaellt – auch wenn ich es bei Wikipedia anders gelesen habe – zum Glueck wohl nicht alle Eichen. Aber dennoch einen riesigen Anteil hier in Texas. Man kann etwas dagegen tun, mit einer chemischen Behandlung, aber erstens muss das in einem sehr fruehen Stadium passieren, und zweitens gibt es keine Garantie, dass das wirkt. Wir haben fast alle unserer Eichen behandeln lassen, und das mit gutem Erfolg. Bei denen, die wir faellen lassen mussten, hatten unsere Vorbesitzer geschlampt, moeglicherweise, weil es ihnen, nachdem sie den Verkauf des Grundstuecks ins Auge gefasst hatten, zu teuer war.In den vergangenen zwei Jahren haben unsere Eichen keine Behandlung noetig gehabt [wir lassen sie jedes Jahr untersuchen], und in diesem Jahr war es nur eine. Allerdings musste eine andere, kleine, gefaellt werden. Die hatten wir, weil sie ganz nah am Ufer unseres Trockenbachs stand, nie behandeln lassen. Immer noch schade, aber nicht ganz so schlimm. Wir haben noch insgesamt 6 oder 7 Eichen, die tot sind und gefaellt werden muessen, aber nur zwei davon so sichtbar, dass wir es bald tun wollen. Die anderen stehen so verdeckt, dass es nicht unbedingt schnell noetig ist.
Hier ist ein Link [https://wp.me/p4uPk8-Ja] zu einem Beitrag dazu in meinem Blog. Hier [https://wp.me/p4uPk8-pz] sehen dies 4 Eicheh noch besser aus. Ich habe immer noch vor, einmal (viel) mehr zu Oakwilt zu schreiben, aber dann kommen aktuelle Berichte dazwischen.
Liebe Gruesse,
Pit
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Toll, da wäre ich gerne dabei gewesen.
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