
Es ist schon sonnig und warm. Ein Feldhase sonnt sich in der Vorfrühlingssonne und Rehe chillen gegenüber einer Krähen-Gang. Traumbilder im Februar.
Chevreuils et lièvres dans le soleil de février



Etwas früher als in den letzten Jahren ist der erste Kiebitz heute, am 16.02.24, in Bad Birnbach gelandet!
Der Kiebitz ist bei uns stark gefährdet. Als Bodenbrüter hat er es nicht leicht. Deswegen ist es schön, dass es inzwischen ein „Kiebitz-Team“ in unserem Landkreis gibt, das sich darum bemüht, die Nester zu markieren und sie – zusammen mit den Landwirten – zu schützen.
First lapwing 2024 in our area
#kiebitz

Und wieder eine lustige alte Geschichte aus dem Rottal. Diesmal ist die Informationsquelle das Rosenheimer Tagblatt vom Jahr 1901. Ich habe sie mit einem Schmunzeln illustriert.
In unseren Zeiten, in denen die Bahn ständig Verspätung hat, eine besonders witzige lokale Geschichte, finde ich.
Ein Reisender berichtet humorvoll in der Zeitung, dass er am 16. Juli 1901 morgens mit der Bahn von Pfarrkirchen nach Birnbach fahren wollte. Hier seine Worte:
„Der diensthabende Beamte gab das Zeichen zur Abfahrt. Die Lokomotive pfiff – doch was ist das? Der Zug bewegt sich nicht. Alle Reisenden rannten an die Fenster, um zu sehen, was es gebe. Doch jetzt geht es ja, aber in einem Tempo, als ob den Zug, welcher zwölf Wagen lang war, ein Ochse wegziehen müsste und so ging es gemütlich 500 Meter von der Station Pfarrkirchen weg.
Alle Reisenden waren begierig, den Grund der langsamen Fahrerei zu erfahren. Doch siehe – da kommt aus der Stadt auf der Triftener Landstraße gemütlich der Heizer des Zuges mit zwei Maß Bier daher. Jetzt war das Rätsel gelöst. Der Heizer lief vor Abgang des Zuges in die Brauerei Gässl in Pfarrkirchen, holte sich zwei Maß Bier und erst, als er mit dem edlen Nass auf dem Tender stand, ging es mit Volldampf davon.
Der Heizer hatte allerdings höchste Zeit, um noch mitzukommen, da sich bereits mehrere spaßhafte Reisende daran machten, den Zug mit eigener Kraft in rascheren Gang zu bringen, um dann mit Schnellzugsgeschwindigkeit, wie sie die Sekundärbahn nun schon einmal besitzt, dem inneren Rottale zugeführt zu werden.“
Quelle: Rosenheimer Tagblatt ; Tageszeitung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel ; offizielles Amts- und Nachrichtenblatt für alle Behörden. 1901 = Jg. 31, 16. Februar-31. Dezember
#heimatgeschichten #rottalinn #badbirnbach #rottalbahn

Der Faschingszug in Bad Birnbach – Wie immer wunderschön!
Diesmal haben mir die Gruppen rund um die Themen Biber, Ärztemangel, Klimakleber und zum autonomen Bus besonders gut gefallen. Witzig: der Vorschlag, den Weißwurschtkreisel klimagerecht in „Salat-Schleuder“ umzubenennen. Auch die Tierschutzaktion „Ruhestand für Bräunl“ war wirklich lustig.






Eine lokale Kriminalgeschichte aus fernen Zeiten
Diebstahl in Birnbach im Jahr 1847 – Bericht aus dem „Bayerischen Volksblatt“
Letztens fand ich in dem digitalisierten Archiv des Bayerischen Volksblatt einen Bericht von März 1850, in dem es um einen Diebstahl ging, der sich in unserer Gegend im Jahr 1847 zutrug, als Ludwig I. der König von Bayern war. In diesem Artikel wird die Verhandlung in Straubing im Detail beschrieben.
Eigentlich fand der Diebstahl im Landkreis Kelheim statt, aber da der Angeschuldigte aus Birnbach kam, las ich den Beitrag mit besonderem Interesse. Das Diebesgut soll in jener Nacht teilweise auch nach Birnbach gebracht worden sein. Ich frage mich, wie. Denn zwischen dem Tatort und Birnbach liegen mehr als 100 Kilometer…
Worum es da also ging? Kurz zusammengefasst: Ein sogenannter Georg Progner aus Birnbach traf sich nachts mit zwei Mittätern, brach in einen Hof ein und stahl 30 Kilo Fleisch. Die Progners sollen sich nämlich mit Augustin Grillbeck zur „Verübung eines Diebstahls“ verabredet haben: Sie wollten bei Gaisberger zu Frauenwahl (einem Ort im Landkreis Kelheim) Fleisch stehlen.
Was mich an dieser Geschichte bewegt? Zunächst einmal die Sprache, in der der Zeitungsredakteur berichtet. Präzise, lange, schöne Sätze. Das liest sich beinahe wie ein guter Roman, nicht wie die heutigen Presseberichte. Was wir aktuell als Bagatelldelikt abtun würden, hat den literarischen Ehrgeiz des Journalisten Sauer (als „verantwortlicher Redakteur“ angegeben) anscheinend angespornt.
Aber auch zu erfahren, dass die Diebe das gestohlene Räucherfleisch zum Teil selbst gegessen und auch verschenkt haben sollen, hat mich daran erinnert, wie wertvoll Fleisch damals war. Die mitgenommenen Gegenstände werden nämlich kaum erwähnt; die 30 Kilo Schweinefleisch aber, scheinen so wertvoll gewesen zu sein, dass sie mehrere Gerichtsverhandlungen rechtfertigten. Wahrscheinlich hatten Progner & Co schon sehr lange kein Fleisch mehr gegessen, sonst hätten sie den Ärger mit der Justiz nicht riskiert. Heute wird Fleisch als „klimaschädlich“ angesehen; so ändern sich die Zeiten.
Hier die Geschichte:
Angeschuldigt wurde Georg Progner von Birnbach, der zusammen mit Johann Nepomuk Progner von Grub und einem sogenannten Augustin Grillbeck in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1847 einen Diebstahl begangen haben soll.
„In dieser Nacht sollen sie in dem mit Gaisbergers Wohnhause verbundenen Stalle einen Fensterstock gewaltsam herausgerissen haben.“ Sie sollen „neben einigen anderen Gegenständen eine Quantität Schweinefleisch zu beiläufig 60 Pfund entwendet haben.“ Nach der Tat soll sich Progner mit seiner Geliebten, „der Waberl nämlich“, „fort nach Haselbach“ gemacht haben. Einen Teil des Fleisches sollen sie dort miteinander gegessen, einen weiteren Teil verschenkt haben.
Der Großteil des Fleisches soll von der Geliebten Grillbecks, Barbara Krempl, an die Familie Strasser aus Langquaid verkauft worden sein. Die Maurersfrau Anna Maria Strasser war dann auch diejenige, die vor Gericht die Täter identifizierte.
„Die Barbara Krempl gibt zu, einen Teil des fraglichen Fleisches nach Langquaid getragen und dort dasselbe zum Teil an Thomas Strasser verkauft und zum Teil verzehrt zu haben – behauptet aber, nicht gewusst zu haben, woher dieses Fleisch rühre, welche Behauptung aber bei ihrem innigen Verhältnis mit Grillbeck, bei ihrer Bekanntschaft mit der Unvermögenheit und Geschäftslosigkeit desselben und bei dem Umstande, dass Grillbeck mit Progner in dunkler Nacht das fragliche Fleisch nach Birnbach gebracht und sich von da noch vor Tagesanbruch mit ihr entfernt hat, keinen Glauben erhalten wird.“
„Georg Progner, welcher in der Voruntersuchung ein umfängliches Geständnis abgelegt hat, widerspricht heute ausdrücklich jede Teilnahme an diesem Diebstahl seinerseits und behauptet zur Ablegung seines Geständnisses durch Drohungen und Schläge gezwungen worden zu sein.“
Diese Aussage war nicht glaubwürdig, denn: „Bei einer gerichtlichen Hausdurchsuchung im Prognerschen Hause zu Birnbach wurden auch einige der gestohlenen Gegenstände gefunden“, insbesondere ein Haferl mit Schmalz und ein „Striegel zum Putzen der Kühe“.
„Die Beschuldigung gegen Grillbeck und Georg Progner bezüglich dieser Tat geht auf das Verbrechen des ausgezeichneten Diebstahls; gegen Barbara Krempl auf Begünstigung des Diebstahlverbrechens.“
Der Täter war ein armer Mann
Progner, der bereits 55 Jahre alt war, wurde übrigens in einem anderen Bericht der Abenberger Wochenblatts als „Söldner“ bezeichnet. Da wurde über eine andere Verhandlung berichtet, in der es um den Diebstahl eines Mantels ging. Da es um recht friedliche Zeiten vor dem Revolutionsjahr 1848 ging, ist unter „Söldner“ nicht der angeworbene Soldat zu verstehen, sondern ein sehr armer Bauer: „Der Söldner oder Seldner bezeichnete in Bayern und Südwestdeutschland den Bewirtschafter einer Sölde, eines bäuerlichen Guts, das oft nicht ausreichte, um davon leben zu können. Der Besitzer musste sich deshalb meist auch noch als Handwerker oder Taglöhner verdingen. (Quelle: GenWiki)“
Die Verurteilung
Aufgrund dieses und weiterer Delikte wurde Georg Progner zu 12 Jahren Zuchthaus und Augustin Grillbeck (der bedeutend jünger war) zur Kettenstrafe verurteilt.
Quelle: Bayerisches Volksblatt. 1850, 1 – 6 = Jg. 2 ## 05.02.1850 – Digitale Sammlungen
#badbirnbach #heimatgeschichten