Mahnbilder und Meisterwerke im Kunstforum Ostdeutsche Galerie

Gemälde von Bernhard Heisig, das eine ländliche Szene mit dramatischem Himmel darstellt. Menschen stehen vor einem Haus, während Flugzeuge am Himmel fliegen, symbolisieren Konflikt und Kriegserfahrungen.
Franz Radziwill – Ende eines Arbeitstages – 1928 (Strohhausen b. Rodenkirchen 1895-1983 Wilhelmshaven)

Eindrücke vom Museum, das wir gestern entdeckt haben. Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg hat seinen Fokus auf dem Kunstgeschehen im östlichen Europa. Ein Ort zum Nachdenken und Staunen. Durch Zufall hatte ich das spannende Museum online entdeckt.

Es ist ein einzigartiges Museum mit dem Schwerpunkt auf Kunst aus Mittel- und Südosteuropa, insbesondere aus ehemals deutschen Kulturräumen. Die Bilder von Heisig dürfen nicht abfotografiert, können aber im Internet gesehen werden: https://www.bernhard-heisig.com/

Das Museum bietet aber auch eine beeindruckende Sammlung von Künstlern wie Käthe Kollwitz, Lovis Corinth und Oskar Kokoschka sowie wechselnde Ausstellungen, die aktuelle Entwicklungen und Fragestellungen der Region beleuchten.

Ein expressionistisches Gemälde mit abstrakten Gesichtern und emotionalen Farbtönen, das die menschliche Erfahrung und Erinnerungen an Krieg thematisiert.
Anselm Kiefer (*1945 Donaueschingen) noch ist Polen nicht verloren“, 1978 – Die Regensburger Fassung spielt auf den Einmarsch der Nationalsozialisten 1939 in Polen und ihre rüstungstechnische Überlegenheit an.

In der Dauerausstellung begegnet man über 200 Jahre Kunst und Geschichte mit Stationen an verschiedenen Orten zwischen der Ostsee und dem Mittelmeer. Breslau, Danzig, Königsberg und Prag zum Beispiel.

Die aktuelle Ausstellung „Bernhard Heisig und Breslau“ zeigt monumentale Werke des Künstlers, die seine persönliche Auseinandersetzung mit Kriegserfahrungen und seiner NS-Vergangenheit eindrucksvoll dokumentieren. Sie würdigt Heisig zu seinem 100. Geburtstag und schlägt mit seinen Mahnbildern eine Brücke zwischen historischen Traumata und aktuellen politischen Bedrohungen.

Die Bilder von Heisig haben mich tief beeindruckt – die meisterhafte Malweise, gepaart mit der schonungslosen Darstellung von Leid und Zerstörung haben mich sehr nachdenklich gemacht. Viele Zitate aus Otto Dix’ Werken aus dem Ersten Weltkrieg sind erkennbar. Beim Betrachten der entstellten Körper und der gesichtslosen Uniformen wurde mir bewusst, wie sehr sich alle Kriege ähneln – unabhängig von Zeit und Ort –, weil sie immer dieselben Spuren an den Menschen hinterlassen.

Informationstafel über das Kunstforum Ostdeutsche Galerie, die das künstlerische Erbe östlicher Regionen in Europa thematisiert.
Eine Person steht vor dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg, neben einem Plakat zur Ausstellung 'Bernhard Heisig und Breslau'.
Ein sehr spannendes Museum!

Und hier Eindrücke im Video:

Moderne Steinzeit – Ein Besuch in der archäologischen Staatssammlung in München

A visitor observes an ancient stone sculpture in a modern museum setting, with focused lighting highlighting the artwork.
Auge in Auge mit der Vergangenheit

Wer an eine archäologische Sammlung denkt, hat oft verstaubte Knochen, Faustkeile und vielleicht noch antike Münzen vor Augen. Doch die Archäologische Staatssammlung, die 2024 neu eröffnet wurde, überrascht mit einer modernen Präsentation und einer beeindruckenden Themenvielfalt. Schon beim Betreten nimmt sie die Besucher mit auf eine Zeitreise – von Millionen Jahren Vergangenheit bis in unsere Gegenwart. 

Die schiere Menge an Objekten lädt dazu ein, in vergangene Welten einzutauchen, die uns noch heute berühren. Ein besonders faszinierendes Detail: Man kann buchstäblich über die Vergangenheit laufen! Fundstücke liegen unter Panzerglas und ermöglichen es den Besuchern, Geschichte unter ihren eigenen Füßen zu entdecken.

Eingang zur Archäologischen Staatssammlung mit Außensitzbereichen, Sonnenschirmen und einem Informationsschild.
Die Staatssammlung liegt direkt am Englischen Garten

Zusätzliche Informationen lassen sich per Barcode abrufen, ergänzt durch zeitgemäße Illustrationen und Comics des Künstlers Frank Schmolke.

Die Sammlung folgt nicht dem klassischen chronologischen Konzept, sondern orientiert sich an thematischen Schwerpunkten, die bis heute relevant sind: Selbstdarstellung, Werte, religiöse Symbole und Rohstoffe –Themen, die sich durch alle Epochen ziehen. 

Besonders berührend fand ich eine ägyptische Kindertunika aus Wolle und Leinen, die 1600 Jahre überdauert hat. Ein eindrucksvolles Exponat, das d als Inspiration für zeitgenössische Modedesigner dienen könnte. 

Toll ist auch, dass das Museum direkt am Englischen Garten liegt.

Eine ägyptische Kindertunika aus Wolle und Leinen, die unter Panzerglas ausgestellt ist, zeigt kunstvolle Verzierungen und ist über 1600 Jahre alt.
Kindertunika aus Ägypten für ein 5jähriges Mädchen – 4 Jh. n. Chr.
Tafel mit Informationen zur Identität von Menschen, umgeben von Illustrationen und grafischen Elementen, die Aspekte der Archäologie und ethnischen Herkunft darstellen.
Identität – Archäologie
Ausstellung von archäologischen Objekten in Vitrinen, mit thematischer Präsentation durch Comics im Hintergrund.
Illustrationen von Frank Schmolke
Eine Karte von Europa, die antike Städte und bedeutende Siedlungen mit schwarzen Punkten darstellt.
Keltische Oppida in Europa – alle auf einen Blick
Inscription on a metallic tablet displayed in a museum, showcasing ancient Roman writing.
Bürgerrechtsurkunde für einen Soldaten in der Römischen Kaiserzeit – Lkr. Traunstein – ausgestellt am 15. Juni 64 n.Chr. Die Urkunde dokumentiert die Verleihung des Römischen Bürgerrechts an den Reiterveteranen Cattaus einschließlich Frau und Kinder als Belohnung für 25 Jahre Dienst.
Eine ägyptische Mumie in einem Glasvitrin, die eine Holzkiste und einen schädelähnlichen Kopf zeigt, umgeben von einem neutralen Hintergrund.
Die „Frau von Peiting“, eine Moorleiche aus dem Mittelalter

Im Video:

Feldroboter und Zukunftsmusik

Im Deutschen Museum in München

Großstadt im Eisregen. Hals-und-Beinbruch konnten wir gerade noch vermeiden, zumal auf den meisten Gehwegen nur etwas Split gestreut wird, sodass Schlittschuhbahnen entstehen. Trotzdem haben wir es irgendwie geschafft, uns zu Fuß und mit U-Bahn bis zum Deutschen Museum durchzukämpfen.

Das war schon beeindruckend, was es da alles zu sehen gibt. Das Schöne: Wir durften wieder zu neugierigen Kindern werden und herumexperimentieren. Hier einige Einblicke in die Abteilungen „Landwirtschaft und Ernährung“ und „Musikinstrumente“.

In der ersten Abteilung geht es u.a. um Pro und Contra von Gentechnik und automatische Feldroboter. Was ich nicht wusste: Bei konventionellen Züchtungen neuer Getreide – und Gemüsesorten (also ohne Gentechnik), wird radioaktive Strahlung oder Chemie eingesetzt, um Mutationen zu begünstigen. Es wird also nicht mehr gewartet, bis zufällig das Produkt entsteht, das man gerne hätte, sondern der Zufall etwas „erzwungen“. Wenn es gelingt, dadurch Arten zu erzeugen, die dem Klimawandel besser standhalten, ist eine solche Vorgehensweise wahrscheinlich legitim. Aber ich finde, es verschiebt die Fragen rund um die „Natürlichkeit“ von Züchtungen. Gentechnik empfinden wir als gefährlich, „konventionelle“ Züchtungen ja nicht.

An solchen Beispielen erkenne ich immer mehr, wie schwierig es ist, Zukunftsentwicklungen und Techniken pauschal als „gut“ oder „böse“ anzusehen. Ein Text hat mich allerdings etwas erstaunt: Es ging um die Frage, warum wir moderne Landwirtschaft brauchen. Ein Teil der angegebenen Antwort: „Es gäbe nie Avocados und Tomaten nur im Sommer“.

Alte Plakate, die Gifte bewerben (auch DDT) und versprechen „alle Schädlinge“ zu töten, lassen aufmerken. Heute sind wir oftmals immer noch mit dem Krieg gegen „Schädlinge“ beschäftigt, obwohl heute täglich etwa 150 Arten aussterben.

Jedenfalls sind die Ausstellungen sehr vielseitig und lassen viele Fragen und Bilder im Kopf entstehen.

#deutschesmuseum #münchen #landwirtschaft

Goldener Reis aus Gentechnik

„Konventionelle Züchtung“ mit Chemie und Bestrahlung
Alte Werbeplakate für DDT gegen alles, was kreucht und fleucht
Bei mir gibt es auch heute nie Avocados und Tomaten nur im Sommer 🙂
Im Deutschen Museum kann man die technischen Entwicklungen u.a. in der Landwirtschaft nachverfolgen
Der Trompeterautomat von Friedrich Kaufmann, Dresden, 1812

Kunst in Ostbayern – Wald, Ziegen, Morgensuppe, Geselchtes…

Frau mit Ziege – Bernhard Hönig – Linolschnitt

Was für eine schöne Entdeckung: Gestern war Museumswetter, und so haben wir die Kunstsammlung Ostbayern im Spital Hengersberg besucht.

Manchmal tendiert man dazu, in der sogenannten „Provinz“ nur Kitsch zu vermuten. Umso mehr überrascht das kleine Museum, in dessen stimmungsvollen Räumen so viele interessante Werke zu finden sind.

Die Anzahl der Künstler (es sollen etwa 100 sein), deren Werke hier gezeigt werden, aber auch die Vielseitigkeit der Lebenswege, Techniken und Stile sind beeindruckend.

Die ältesten Werke stammen aus den 20er Jahren, die neuesten aus unserer Zeit (bis ca 2015). Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Lebensläufe: Viele Karrieren wurden vom Krieg unterbrochen oder verändert. Einige Künstler wurden verwundet, andere vertrieben. So kommt es auch dazu, dass einige Maler Autodidakten waren, andere etwas ganz anderes gelernt hatten (z.B. eine Mechaniklehre), während manche an der Kunstgewerbeschule Breslau (Willi Ulfig), an der Kunstakademie Berlin (Herrmann Erbe-Vogel) oder an der Universität Wien (Franz Kaindl) studiert hatten.

Man sieht schon: Die künstlerische Bildung der Maler ist heterogen. Auch die Techniken sind recht unterschiedlich: Ölbilder, Tuschezeichnungen, Holz- und Linolschnitte, Aquarelle, Radierungen und Collagen, da kommt keine Langeweile auf!

Kunst Reinhold Koeppel - An der Morgensuppe, Öl, 1925, Museum Hengersberg
Reinhold Koeppel – An der Morgensuppe, Öl, 1925

Was diese Künstler trotz verschiedener Lebensläufe und Geburtsorte verband, war wahrscheinlich auch die Liebe zur Region. Viele gehörten der Donau-Wald-Gruppe an, andere dem Bayerwaldkreis (der von 1966 bis 1997 bestand).

Auch mehrere Malerinnen werden ausgestellt – Die zarten floralen Motive von Erica Steppes und die expressionistischen Bayerwaldlandschaften von Friedrike Pröbiuss (eine Freundin von Alfred Kubin) haben mir besonders gefallen. Das Museum ist nur am Wochenende geöffnet. Den Besuch an einem verregneten (oder auch sonnigen) Sonntag kann ich nur empfehlen. Man kommt auf jeden Fall mit dem Kopf voller Bilder und einem Lächeln auf den Lippen heraus.

Herrmann Eller. Geselchtes, Öl, 2000
Ölbild Karl Alexander Flügel Museum Hengersberg
Karl Alexander Flügel
Waldinneres

Als die Römer in Passau waren…

RömerMuseum Passau
Dass RömerMuseum in Passau

The Roman Museum in Passau

Le musée romain à Passau – On y trouve beaucoup d´informations sur la vie quotidienne locale jusqu´à la fin de l´Empire Romain et les châteaux romains de la région.

Schon lange wollte ich mal in das RömerMuseum Kastell Boiotro – Passau. Heute waren wir endlich da!

Das Museum ist eher klein, aber romantisch gelegen und es bietet viel Information. Einiges wusste ich schon, aber allein das Modell des Kastells Boiodurum hilft, sich vorzustellen, wie imposant die römischen Anlagen in Passau waren.

Und ich habe Neues erfahren:

  • dass die Ortsspitze unten an den Flüssen erst i 19. Jh aufgeschüttet worden ist; die Landzunge war vorher runder.
  • dass es am Domberg schon vor den Römern ein sogenanntes „Kastenwerk“ (eine Erd-Holz Befestigung) aus der Keltenzeit (ca. 400 vor Christus) gab.
  • dass im Römischen Reich eine Sexsklavin bedeutend mehr Wert war als ein Sklave oder Koch

Modellrekonstruktion des Kastells Boiodurum
Was ist was wert in der Römerzeit

Danach kann man einen romantischen Spaziergang im Passauer Stadtteil Innstadt machen:

Richtig romantisch…
RömerMuseum Passau
Funde aus der Römerzeit