Vollmondnacht und alte Geschichten

Romantische Vollmondnacht – Nuit de pleine lune en hiver – Full moon night

Auch Kinder interessieren sich für alte Geschichten – insbesondere auch für die Geschichte ihrer Gegend. Was haben die Menschen früher gemacht? Wie haben sie gelebt? Wie sah es aus, wo ich heute wohne? Das sind so Fragen, die sich Kinder stellen. Heute durfte ich zwei interessierten Mädels eine Sonderführung in unserem Heimatmuseum machen und das hat ganz viel Spaß gemacht. Und draußen schaute uns der Vollmond zu.

FR/ Les enfants s’intéressent aussi aux histoires anciennes, notamment à l’histoire de leur région. Que faisaient les gens dans le passé ? Comment vivaient-ils ? À quoi ressemblait l’endroit où je vis aujourd’hui ? Ce sont des questions que les enfants se posent. Aujourd’hui, j’ai pu faire visiter à deux filles intéressées notre musée local et c’était très amusant. Et la pleine lune nous observait dehors.

EN/ Children are also interested in old stories – especially in the history of their area.Today I gave two interested girls a special tour of our local museum and it was a lot of fun. And the full moon was watching us outside.

Im Heimatmuseum Bad Birnbach- Auch Kinder interessiert Lokalgeschichte – Dans le musée d´histoire locale
Alte Aquarelle zeigen, wie es früher bei uns aussah
Und der Mond schaut uns zu – Et la lune nous regarde

Ein Husarengeneral und ein alter Druckfehler

Ein Husarengeneral in Birnbach? Ein inspirierender Druckfehler…

Ein berühmter General schlief 1800 in Birnbach? So kann man sich irren…

In einer französischsprachigen Zeitung aus dem digitalen Online-Archiv Digipress las ich kürzlich, dass ein General Mecséry 1800 in Birnbach gewesen sein soll. In der Zeit der Napoleonkriege also. Welch eine Entdeckung, dachte ich!

Schon sah ich den ungarischen General des 10. Husarenregiments triumphierend durch unseren Kurort reiten. Ich stellte mir vor, wie ein stolzes Schild auf einem Bad Birnbacher Gebäude ankündigt: : „Hier schlief ein großer General der österreichisch-ungarischen Armee“.

Genauso, wie an Häusern in Frankreich Tafeln angebracht werden mit dem Hinweis „Hier hat Napoleon geschlafen“ oder wie Schilder vor Landhäusern in USA stolze „George Washington hat hier geschlafen“-Schilder tragen.

Bis ich plötzlich verstand, dass dieser Feldherr sich wahrscheinlich niemals in Birnbach, sondern in SIMBACH am Inn aufgehalten hat! Wie es zu dem Irrtum kam? Nun, meine Quelle war der “Journal politique de Mannheim“ von 1800. Die Zeitung galt als „eine der aufgeklärtesten und freiesten Zeitungen im absolutistischen Europa“ (Wikipedia).

Hier die Quelle des Irrtums: Journal politique de Mannheim. 1800,181-363 ## 23.12.1800

Da steht ganz deutlich: „Seit der letzten Schlacht bis zum 8. Mai blieb der Feind ruhig und man sah nur eine Kolonne seiner Armee sich in Richtung Massing bewegen; Dies wurde von General Mecsery beobachtet, der daraufhin seine Position auf dem linken Innufer in Birnbach einnahm, wo er bleiben wird, bis die Umstände erfordern, dass er auf das rechte Ufer wechselt. »

Es hieß nämlich „in den Depeschen, die Seiner Königlichen Hoheit Erzherzog Johann am 8. dieses Monats von Trostberg sendete, dem Ort, an dem gerade das Hauptquartier errichtet worden war, dass die gesamte Armee entlang der Verteidigungslinie am Inn aufgestellt war; dass die Armee die Brückenköpfe Mühldorf, Kraiburg und Wasserburg besetzte; und dass alle Vorbereitungen zur Verteidigung des Flusses getroffen wurden.“

Irgendwie kam es mir seltsam vor, dass Birnbach am Innufer liegen sollte. Schließlich liegen etwa 30 Kilometer zwischen unserem Ort und dem Inn. Wie sollte man von hier aus Truppenbewegungen am Fluss beobachten können? Egal, ich war schon ganz begeistert, solch eine Sensation entdeckt zu haben und zeichnete schon einmal eine Illustration, die den Feldherrn auf seinem Pferd unterhalb unserer Pfarrkirche zeigt.

Hier dieselbe Geschichte mit einer anderen Ortsangabe im Nouvelles politiques. 1800 ## 30.12.1800

Bei meinen weiteren Recherchen erfuhr ich, dass Daniel Mecséry de Tsoor (29. September 1759 – 30. Dezember 1823) damals eine Armee von 60 000 Soldaten befehligte. 60 000 Mann! Wo sollen die denn hier gelagert haben? Etwa an der Rott? Immer mehr Fragen tauchten auf.

In der Zwischenzeit hatte ich mich ganz eingelesen in die Koalitionskriege von 1798-1815 und von den Kopfverwundungen des Generals erfahren. Es gibt sogar einen alten Kupferstich dazu, in dem ersichtlich wird, dass auch die Hälfte seines Ohres abgesäbelt worden war. Dabei musste ich natürlich an Donald Trump denken und schmunzelte: Helden sind eben alle aus demselben Holz geschnitzt.

Jedenfalls kam mir die Sache mit einem riesigen Heer in Birnbach doch seltsam vor und ich schaute weiter im Archiv nach, bis ich einen ähnlichen Text fand. Wieder geht es um eine französischsprachige Zeitung, die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als die meistgelesene und einflussreichste Zeitung etablierte, nämlich „Nouvelles politiques“, ebenfalls aus dem Jahr 1800.

Hier liest sich der Text etwas unscharf, die Druckschrift dieser Zeit ist nicht immer sehr klar. Auch hier wird derselbe Inhalt wiedergegeben, nämlich dass Mecsery den Inn beobachtet, aber der Ort liest sich diesmal als „Bimbach“, eventuell „Cimbach“. Und nun fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Es handelte sich um Simbach am Inn, nicht um Birnbach! Der Hinweis im Text der ersten Zeitung ist also einem Druckfehler oder einer Namensverwechslung zu verdanken!

Kupferstich mit Ansichten der Schädelverletzungen des Feldherrn –
Quelle: GetArchive Public Domain Mark 1.0

Also doch keine große Weltgeschichte in unserem kleinen Ort. Egal, erstens habe ich viel dazugelernt und zweitens hat Mecsery, obwohl er in Österreich-Ungarn als Held gefeiert wurde, die Schlachten gegen Napoleon verloren.

Der Text unter dem Kupferstich:

Kupferstich mit Ansichten der Schädelverletzungen des Feldherrn:

Freiherr von Mecsery, k.k. General u. Ritter des militair. Marien Theresien Ordens. Geb 1759, wurde am 20. Oct. 1805 zwischen Eschenau u. Fort schwer verwundet. Auf der linken Seite des Kopfes befinden sich 4 Säbelhiebe die alle bis auf das Gehirn eindringen. Auch ist der rechte Vorderarm abgehauen. Teilkolorierter Kupferstich v. Christoph Wilhelm Bock um 1806.

Das mit dem abgetrennten Vorderarm scheint eine Übertreibung gewesen zu sein. In wissenschaftlichen Berichten, die sich mit dem Fall befassten, geht es nur um eine verletzte Hand.

Hier noch eine Biographie des Feldherren, der hier am Inn die im 2. Koalitionskrieg die Schlachten gegen die Franzosen führte:

Daniel Mecséry de Tsoor (29. September 1759 – 30. Dezember 1823) befehligte den linken Flügel der österreichischen Armee in der Schlacht von Raab während der Napoleonischen Kriege. Zu Beginn der Französischen Revolutionskriege diente er als Offizier im 3. Husarenregiment, zeichnete sich 1796 in Biberach aus und stieg 1798 zum Kommandeur des 10. Husarenregiments auf. 1800 wurde er zum Generaloffizier befördert und führte den Vormarsch bei Hohenlinden an. 1805 führte er seine Truppen bei Elchingen an.

Am 20. Oktober 1805 wurde er in Eschenau schwer am Kopf und am Oberkörper verletzt. Seine wundersame Genesung der schweren Wunden brachte ihm den Spitznamen „der zähköpfige Ungar“ ein. 1809 wurde er zum Feldmarschall-Leutnant erhoben. Ab 1814 bekleidete er die Position des Kommandierenden Generals von Schlesien und Mähren und wurde Mitglied des Hofkriegsrats (1815) und des Geheimen Rates des Innern. Er starb 1823 in Wien.

Quelle: Wikibrief

Eigentlich freue ich mich über den Druckfehler, denn ohne ihn hätte ich nichts von diesem ungarischen General erfahren!

Quellen: Nouvelles politiques. 1800 ## 30.12.1800

Journal politique de Mannheim. 1800,181-363 ## 23.12.1800

Der Arzt auf dem Pferd – Eine wahre Legende im Böhmerwald

Der Arzt auf dem Pferd – Eine wahre Legende im Böhmerwald – Aquarell – Illustration

„Ein zutiefst menschlicher Mensch“Doktor na koni na Šumavě

Dieses Bild eines sympathischen, romantischen Arztes, der mitten im Böhmerwald lebte, Natur und Pferde liebte und seine Patienten auf einem Pferd reitend besuchte, hat mich so inspiriert, dass ich es einfach malen musste. Zunächst hatte ich mir einen Schimmel vorgestellt. Aber ein freundlicher tschechischer Journalist, der ihn persönlich kannte und den ich kontaktierte hatte, schrieb mir: „Ich habe ihn nur auf braunen Pferden gesehen“. Also wurde es braun. Im Hintergrund sieht man das wunderschöne Forsthaus, das leider inzwischen verfällt, und seine Frau mit beiden Söhnen.

Wie ein Märchenschloss einsam im Wald – Das alte Forsthaus

Und nun, wie ich dazu kam:

Letztens sind wir zufälligerweise bei einem Streifzug durch den Böhmerwald (Šumava) in einer beinahe verzauberten Lichtung gelandet. Darin stand ein beinahe herrschaftlich anmutendes altes Forsthaus mit Säulen, Vordach, einem dekorativen Mansardendach sowie einem kleinen Nebengebäude. Leider ist dieses Kleinod in sehr schlechtem Zustand und wird bald ganz einfallen, wenn nichts unternommen wird.

In der Nähe dieses „Märchenschlosses“ steht eine hölzerne Sterbetafel mit einem Foto des ehemaligen Besitzers und einem Text auf Tschechisch, den ich im Internet übersetzt fand: „Hier in Pustina lebte und arbeitete in den Jahren 1964 – 1993 MUDr. Zdeněk Kostrouch, ein kleiner, großer Mann, ein Arzt, der Licht und Fähigkeiten bringt, ein Retter, ein Träumer, ein Idealist, ein zutiefst menschlicher Mensch“

Zunächst habe ich mich über die Abkürzung „MUDr.“ gewundert; es ist einfach nur eine Bezeichnung für „Doktor der Medizin“ als akademischer Grad in Tschechien und der Slowakei.

Langsam erinnerte ich mich, dass ich schon einmal von ihm gelesen hatte und erfuhr durch eine Internetrecherche immer mehr. Die Quellen, auf die ich mich hier beziehe, gebe ich unten an.

Zunächst möchte ich aus der Seite sumava.cz zitieren: „Dr. Zdeněk Kostrouch war eine beliebte Persönlichkeit im Böhmerwald und wurde auch „Arzt auf dem Pferd“ genannt. In den Jahren 1964 – 1993 lebte er in Hájenec Pustina. Kostrouch wollte ursprünglich als Arzt nach Afrika gehen, blieb aber im Böhmerwald. Seine erste Frau war Dr. Helena Kostrouchová – Ärztin in Kašperské Hory und Tochter von Ottla Davidová (Kafka), der Schwester des Schriftstellers Franz Kafka.“

Der Arzt, der hier lebte und 1920 geboren sein soll, war also mit der Nichte Franz Kafkas verheiratet gewesen. Diese Ärztin hatte eine Zeitlang mit ihm in diesem Haus gewohnt! Mit ihr hatte er zwei Söhne.

Zunächst soll Dr. Zdeněk Kostrouch mit dem Auto zu seinen Patienten gefahren sein. Hier eine Übersetzung aus der Seite plzen.rozhlas.cz :

„Ein Pferd statt eines Autos

Der Arzt Zdeněk Kostrouch ließ sich zunächst in Kašperské Hory nieder, von wo aus er mit seinem alten Auto zu den Kranken pendelte, das jedoch den dortigen harten Wintern voller Schneeverwehungen nicht gut gewachsen war. Das Pferd erwies sich als zuverlässigeres Transportmittel, sodass Patienten oft ihren Lieblingsarzt auf dem Pferd durch die Nachbarschaft galoppieren sahen. Es war sowohl praktisch als auch romantisch, und der Arzt war offenbar ein Romantiker, sonst hätte er sich nicht einen verfallenen Hain zum Leben ausgesucht, der einsam in der Nähe von Hartmanice im Böhmerwald liegt.“

Ich finde es sehr schade, dass dieses geschichtsträchtige Gebäude verfällt und hoffe, dass sich die Erbin oder der Staat für den Erhalt dieses Kleinods einsetzen werden.

Wer mehr über den Arzt auf dem Pferd erfahren möchte, mag in den Seiten unten recherchieren. Mit einem Übersetzungsprogramm lässt sich alles verstehen.

  1. https://www.sumava.cz/rozcestnik/kultura-a-pamatky/osobnosti/kostrouch-zdenek-mudr/
  2.  https://plzen.rozhlas.cz/doktor-na-koni-zachranoval-lidi-na-sumave-sam-sobe-pomoct-neumel-9066227
  3.  https://medium.seznam.cz/clanek/kveta-houskova-doktor-na-koni-z-jeho-sumavske-samoty-je-ruina-vlastni-ji-sekretarka-peti-americkych-prezidentu-13757

Heimatgeschichten – Feuerwehrmusik als schreckliche Zirkusmusik? – Kurier für Niederbayern 1867

Heimatgeschichten aus alten Zeitungsarchiven

Diesmal geht es um eine amüsante Auseinandersetzung rund um den damals frisch gegründeten Birnbacher Feuerwehrverein. Der Artikel stammt aus dem “Kurier für Niederbayern” aus dem Jahr 1867.

Besonders erheiternd ist die Replik der Feuerwehr auf die Kritik eines Zuschauers. Doch auch die detaillierte Beschreibung des Feuerwehrzugs im Ortszentrum sorgt für Schmunzeln. Der Autor der beißenden Kritik, der die Musik der Feuerwehr als “Getöse” oder schreckliche Zirkusmusik bezeichnet, bleibt vorsichtshalber anonym und signiert als “Ein Unparteilicher.”

Etwas über die Feuerwehr in Birnbach

Daß die Feuerwehr von Birnbach, wie es neulich im Kurier f. N. zu lesen war, an der Fronleichnamsprozession theilgenommen hat, ist zwar begründet; allein man kann nicht unterlassen, noch deren weitere Feierlichkeiten der Wahrheit gemäß bekannt zu geben. Die Feuerwehr zog fünf Mal die Hofmarkt auf und ab mit ihrer nichts weniger als angenehmen Musik. Eine große Trommel begleitete die Musik, mit welcher ein solches Getöse gemacht wurde, daß jeder Fremde, der von dieser seltsamen Musik nichts wußte, glaubte, es halte sich in diesem Ort eine Menagerie oder ein Cirkus auf. Eine große Menge Kinder begleitete jedesmal den Zug, bestehend aus 30 Mann. Als der Hauptmann mit Musik abgeholt und in den Garten des Hrn. Rennet gezogen wurde, glaubten viele aus der Kirche kommende Leute, als sie die schreckliche Musik vernahmen, im Garten des Hrn. Rennet zeige sich eine Gesellschaft mit Merkwürdigkeiten. Vor 2 Jahren produzierte sich die Feuerwehr an der Kirchweih dadurch, daß sie Nachmittags den Hofmarkt durchtrommeln ließ, um Leute herbeizurufen. Was zeigte sich? Die Feuerwehr bildete einen Kreis, in der Mitte befand sich eine Hauptperson, welche dann einen gewöhnlichen Kinder-Luftballon steigen ließ, unter großem Gelächter der Anwesenden. „

Nun fragt sich der irritierte Kritiker:

„Sind das Zwecke der Feuerwehr?“ und überlegt weiter: „Lob allen Feuerwehren! Es wäre zu wünschen, daß sich die Feuerwehr von Birnbach ein Muster von der wackeren Feuerwehr von Griesbach nehmen möge. Lob, alles Lob der wackeren Feuerwehr von Griesbach! So lange die Feuerwehr von Griesbach keine anderen Zwecke verfolgt als wie bisher, ist es schade deren Namen zu führen. Noch hörte man nie von einer tüchtigen Uebung oder einer Auszeichnung bei einem Brande, sondern immer von Ausflügen, Gesellschaften u.s.w. Es wäre sehr zu wünschen, daß sich die Feuerwehr mehr an die Statuten des Vereins halten würde und der tüchtigen Feuerwehr von Griesbach nachfolgen möge.“

Die Birnbacher Feuerwehr wird hier also als feierwütig dargestellt im Gegensatz zur „tüchtigen“ Feuerwehr von Griesbach. Das konnten die Birnbacher natürlich nicht auf sich sitzen lassen und konterten prompt in ironischem Tone am 5. Juli, also etwa eine Woche später in derselben Zeitung. Nun wird dem „frechen“ Autor, dessen Veröffentlichung als „Machwerk von feindlich frivoler Frechheit“ bezeichnet wird, entschieden entgegnet. Hier der Originaltext:

Etwas als Erwiederung von der freiwilligen Feuerwehr in Birnbach.

Im Kurier für Niederbayern Nr. 174 ist bezüglich des Aufzuges der Feuerwehr Birnbach an der Fronleichnamsprozession als Inserat auf dasselbe ein Machwerk von feindlich frivoler Frechheit enthalten, das jeder Wahrheit gründlich entbehrt. Allgemein wurde die gute Haltung der freiwilligen Feuerwehr bisher anerkannt, sowie die Musik respektiert. Denn man muß doch von Birnbach gegen einen größeren Ort einen Unterschied nehmen.

Dem Dünkel des Einsenders hat es gefallen, auf diesem Wege die hiesige Feuerwehr sowie die Musik zu insultieren, was man ihm aber aus christlicher Nächstenliebe auch von Herzen verzeiht und nur den Wunsch hegt, „es möchte sich derselbe mehr Erfahrungen sammeln, um richtigere Darstellungen über Handlungsweisen geben zu können und nicht auf Kosten des Vereins, der erst 2 Jahre besteht, Unwahrheit in die Welt hinauszusenden, die das Gepräge der offenbarten Lügenhaftigkeit auf sich tragen und die Verachtung jedes Wahrheitliebenden verdienen.“ – Aber der größte Unsinn ist der, daß der Einsender der Feuerwehr vorhält, daß sich selbe noch nie bei einem Brande ausgezeichnet hat. Wie kann sich aber ein Feuerwehr-Verein bei einem Brande auszeichnen, wenn seit ihrem Bestehen kein solcher sich ereignet? Sollte es aber der liebe Gott zulassen, so wird die Feuerwehr gewiß ihr Möglichtes leisten und sohin ihre Pflicht auf das Gewissenhafteste erfüllen. – Denn das Sprüchwort heißt: „Den Vogel erkennt man an seinem Gesange.““

Quellen:

Kurier für Niederbayern : Landshuter Tag- u. Anzeigeblatt ; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. 1867,5/8 = Jg. 20 ## 29.06.1867

und

Kurier für Niederbayern : Landshuter Tag- u. Anzeigeblatt ; unabhängige Tageszeitung für Heimat und Volk. 1867,5/8 = Jg. 20 ## 05.07.1867

Heimatgeschichten – Der ertrunkene Jüngling – 1855

Illustration: Nadia Baumgart

Heimatgeschichten – Der ertrunkene Jüngling

Wieder eine Geschichte aus dem Zeitungsarchiv, diesmal aus dem Katholischen Sonntagsblatt von 1855.

„Am 9. Januar verkündete das Trauergeläute der Pfarrkirche Birnbach das Begräbniß eines im Wasser verunglückten Jünglings. Es war der Taglöhnerssohn Seb. Schlehuber von Ried. Er hatte sich am 2. Jan. bei einem Gefährd, das über die seicht überlaufene Rothbrücke setzen wollte, hilfreich erwiesen und dabei, indem er zwei im Wagen stehende Personen aus der Gefahr retten, und das Pferd über die Brücke führen wollte. Unglücklicher Weise selbst, sammt dem Pferde über die Brücke fallend, in die reißenden Wellen seinen frühen Tod gefunden. Erst am Feste der heiligen Dreikönige wurde seine Leiche eine halbe Stunde unterhalb der Brücke aufgefunden und zu seinem Dienstherrn, dem Schmiedmeister in Schweibach gebracht. Er war eine Zierde des Birnbacher Bundes gewesen; deshalb brachten die Jünglinge von dort, sowie von Trieftern, St. Johannskirchen und Egglham seine Leiche, die Bundesfahne voraus, von Schweibach nach Birnbach, und senkten sie unter frommen Gebeten in das geweihte Erdreich. Indem wir hiermit den verstorbenen auch in das Gebet der übrigen Bünde empfehlen, können wir gleichwohl für die Hoffnung seines ewigen Heiles die besten Trostgründe bieten. Schlehuber war seit den tagen der Mission (1847) eifriges Bundesmitglied gewesen, und war noch Tags vor seinem Tode schon allerfrühst um 3 Uhr aufgestanden, um erst seine Arbeit im Stalle zu verrichten und dann in die Kirche zum hl. Sakramente der Buße und des Altares zu eilen. Nachmittags war er nach Ried zu seinem Bruder und Verwandten gekommen, um auf solche Weise dort, freilich unbewußt seines frühen Todes, Abschied zu nehmen. Seht, so sorgt der liebe Gott für seine Erdenkinder! Auch im Unglück bleibt er ihnen ein liebender Vater, und läßt ihnen alle Dinge zum Besten, zum ewigen Heile gereichen.“

Es klingt hier fast so, als müsse der ertrunkene junge Mann sowie seine Freunde und Familie für seinen Unfalltod dankbar sein. Das liegt wahrscheinlich an der Zeit: 1848 scheiterte die „Revolution“, die Wiederherstellung der konservativen politischen Zustände und Herrscherverhältnisse ist nun an der Tagesordnung. Die katholische Kirche ist in dieser Zeit besonders darum bemüht, alles „revolutionäre Gedankengut“ zu unterdrücken.

Heute würde man den jungen Mann ehrlich betrauern und Brücken vor dem Hochwasser schützen, anstatt sich bei dem Herrgott für seinen frühen Tod zu bedanken.

Bemerkenswert ist auch, wie dieser Text einen Einblick in die damaligen Arbeitsverhältnisse gab. So musste der junge Mann schon um 3 Uhr morgens aufstehen, den Stall misten und die Tiere versorgen, dann war er in die Pfarrkirche gegangen, um danach seine Verwandten in Ried zu besuchen und ist später zurück nach Schwaibach gegangen, wo sein Dienstherr wohnte. Somit ist er mindestens zwanzig Kilometer zu Fuß gelaufen, bevor er den Tod in der Rott fand. Heute klagen wir über zu wenig Bewegung…

Quelle: Katholisches Sonntagsblatt. 7. 1855 ## 21.01.1855

Und hier alle Heimatgeschichten aus Zeitungsarchiven: