Manchmal ist es auf der Fraueninsel so heiter, dass man sich wie im Süden fühlt. Jetzt im Oktober waren Licht und Farben besonders romantisch. Das Schlagen der Wellen am Steg, das Rufen der Blässhühner, das Summen der letzten Wildbienen, der blühende Bauerngarten vor dem Kloster, die prachtvollen alten Linden, der weite Blick auf die leicht verhangenen Berge – all das macht glücklich und frei.
Auch im Regen gemütlich: Ein Platzerl auf dem Tisch
Ein paar Tage Ruhe und Wandern im Chiemgau. Das Wetter ist noch kühl und feucht, aber – oder gerade deshalb – wirken die Landschaften besonders romantisch und weit. Hier und da sieht man Kiebitze balzen und Starenschwärme fliegen immer wieder auf. An einem Bachufer haben wir einen ganzen Teppich voller Leberblümchen (Hepatica nobilis) entdeckt!
Nous avons pris quelques jours de vacances que nous passons dans le Chiemgau, une magnifique région située en Bavière et connue pour ses paysages pittoresques.
Wie so oft im Dezember liegt Nebel über dem Rottal, während über dem Chiemsee die Sonne scheint. Also nichts wie hin, um das Jahr schön ausklingen zu lassen.
At Lake Chiemsee in Bavaria
Fahrt auf die FraueninselEine glückliche EnteSonne und Schatten – Selbstporträt in der WintersonneRuhe und Weite
Im November bereitet sich die Natur auf eine Ruhepause vor. Doch wer durch die Natur streift, wird keinen „Novemberblues“ erleben. Die Farben des Herbstes lassen das Licht im Spätherbst wärmer erscheinen; selbst an grauen Tagen wirkt ein Spaziergang in den Wäldern und Wiesen rund um Bad Birnbach belebend.
An der Rott können wir Reiher und Krickenten beobachten, die hier überwintern, während sich im Wasser die herbstlichen Farben der Vegetation spiegeln.
Der flinke Kleiber ist einer meiner Lieblingsvögel. Im Winter kann man ihn besonders gut beobachten.
Vogel-Portrait – der Kleiber
In unserer neuen Serie stellen wir Vögel vor, die uns auch im Winter begegnen können. Den Anfang macht der farbenfrohe und kletterfreudige Kleiber.
Er kündigt sich meist durch seine lauten, pfeifenden Rufe an, die manchmal fast wie menschliches Pfeifen klingen. Hört man ihn, ist es in der Regel nicht schwer, ihn zu entdecken.
Der blau-orange Kleiber mit dem schwarzen Augenstreifen klettert geschickt den Baum hoch und runter, weshalb er auch Spechtmeise genannt wird. Abwärts schafft er es sogar kopfüber, was ihm kein anderer Vogel nachmacht. Der kleine Singvogel ist unverwechselbar und überall dort zu finden, wo ältere Laubbäume stehen. Hier zieht er seinen Nachwuchs groß und verklebt zum Schutz der Jungvögel teilweise den Eingang seiner Nisthöhle.
Er ist auch im Winter bei uns zu sehen. Selbst im Kurpark kann man den kleinen Akrobaten kopfüber an Stämmen klettern sehen. Am wohlsten fühlt sich der Kleiber in offenen Laub- und Mischwäldern, Parks, Gärten oder Obstwiesen.
Im Sommer fressen Kleiber hauptsächlich Insekten, die sie von Ästen oder Blättern sammeln. Im Herbst und Winter stehen Nüsse und Sämereien auf dem Speiseplan.
Der Name „Kleiber“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bezieht sich darauf, dass der Kleiber den Eingang von Bruthöhlen mit Lehm verklebt, um sie selbst zu nutzen. So schützt er seine Höhle vor Mardern oder Krähen, indem er den Eingang mit einer Mischung aus Lehm und Speichel so weit zumauert, dass er gerade durchpasst.
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei Ihren Naturerkundungen im ländlichen Bad Birnbach!
Im November ist auch der Silberreiher an der Rott oft zu sehen.Immer wieder überwintert ein Paar Weißstörche in Bad Birnbach – Hier läuft einer über die Arterhof-WiesenDer Stieglitz zaubert fröhliche Farben in den November
Ein Husarengeneral in Birnbach? Ein inspirierender Druckfehler…
Ein berühmter General schlief 1800 in Birnbach? So kann man sich irren…
In einer französischsprachigen Zeitung aus dem digitalen Online-Archiv Digipress las ich kürzlich, dass ein General Mecséry 1800 in Birnbach gewesen sein soll. In der Zeit der Napoleonkriege also. Welch eine Entdeckung, dachte ich!
Schon sah ich den ungarischen General des 10. Husarenregiments triumphierend durch unseren Kurort reiten. Ich stellte mir vor, wie ein stolzes Schild auf einem Bad Birnbacher Gebäude ankündigt: : „Hier schlief ein großer General der österreichisch-ungarischen Armee“.
Genauso, wie an Häusern in Frankreich Tafeln angebracht werden mit dem Hinweis „Hier hat Napoleon geschlafen“ oder wie Schilder vor Landhäusern in USA stolze „George Washington hat hier geschlafen“-Schilder tragen.
Bis ich plötzlich verstand, dass dieser Feldherr sich wahrscheinlich niemals in Birnbach, sondern in SIMBACH am Inn aufgehalten hat! Wie es zu dem Irrtum kam? Nun, meine Quelle war der “Journal politique de Mannheim“ von 1800. Die Zeitung galt als „eine der aufgeklärtesten und freiesten Zeitungen im absolutistischen Europa“ (Wikipedia).
Hier die Quelle des Irrtums: Journal politique de Mannheim. 1800,181-363 ## 23.12.1800
Da steht ganz deutlich: „Seit der letzten Schlacht bis zum 8. Mai blieb der Feind ruhig und man sah nur eine Kolonne seiner Armee sich in Richtung Massing bewegen; Dies wurde von General Mecsery beobachtet, der daraufhin seine Position auf dem linken Innufer inBirnbach einnahm, wo er bleiben wird, bis die Umstände erfordern, dass er auf das rechte Ufer wechselt. »
Es hieß nämlich „in den Depeschen, die Seiner Königlichen Hoheit Erzherzog Johann am 8. dieses Monats von Trostberg sendete, dem Ort, an dem gerade das Hauptquartier errichtet worden war, dass die gesamte Armee entlang der Verteidigungslinie am Inn aufgestellt war; dass die Armee die Brückenköpfe Mühldorf, Kraiburg und Wasserburg besetzte; und dass alle Vorbereitungen zur Verteidigung des Flusses getroffen wurden.“
Irgendwie kam es mir seltsam vor, dass Birnbach am Innufer liegen sollte. Schließlich liegen etwa 30 Kilometer zwischen unserem Ort und dem Inn. Wie sollte man von hier aus Truppenbewegungen am Fluss beobachten können? Egal, ich war schon ganz begeistert, solch eine Sensation entdeckt zu haben und zeichnete schon einmal eine Illustration, die den Feldherrn auf seinem Pferd unterhalb unserer Pfarrkirche zeigt.
Hier dieselbe Geschichte mit einer anderen Ortsangabe im Nouvelles politiques. 1800 ## 30.12.1800
Bei meinen weiteren Recherchen erfuhr ich, dass Daniel Mecséry de Tsoor (29. September 1759 – 30. Dezember 1823) damals eine Armee von 60 000 Soldaten befehligte. 60 000 Mann! Wo sollen die denn hier gelagert haben? Etwa an der Rott? Immer mehr Fragen tauchten auf.
In der Zwischenzeit hatte ich mich ganz eingelesen in die Koalitionskriege von 1798-1815 und von den Kopfverwundungen des Generals erfahren. Es gibt sogar einen alten Kupferstich dazu, in dem ersichtlich wird, dass auch die Hälfte seines Ohres abgesäbelt worden war. Dabei musste ich natürlich an Donald Trump denken und schmunzelte: Helden sind eben alle aus demselben Holz geschnitzt.
Jedenfalls kam mir die Sache mit einem riesigen Heer in Birnbach doch seltsam vor und ich schaute weiter im Archiv nach, bis ich einen ähnlichen Text fand. Wieder geht es um eine französischsprachige Zeitung, die sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als die meistgelesene und einflussreichste Zeitung etablierte, nämlich „Nouvelles politiques“, ebenfalls aus dem Jahr 1800.
Hier liest sich der Text etwas unscharf, die Druckschrift dieser Zeit ist nicht immer sehr klar. Auch hier wird derselbe Inhalt wiedergegeben, nämlich dass Mecsery den Inn beobachtet, aber der Ort liest sich diesmal als „Bimbach“, eventuell „Cimbach“. Und nun fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Es handelte sich um Simbach am Inn, nicht um Birnbach! Der Hinweis im Text der ersten Zeitung ist also einem Druckfehler oder einer Namensverwechslung zu verdanken!
Kupferstich mit Ansichten der Schädelverletzungen des Feldherrn – Quelle: GetArchive Public Domain Mark 1.0
Also doch keine große Weltgeschichte in unserem kleinen Ort. Egal, erstens habe ich viel dazugelernt und zweitens hat Mecsery, obwohl er in Österreich-Ungarn als Held gefeiert wurde, die Schlachten gegen Napoleon verloren.
Der Text unter dem Kupferstich:
Kupferstich mit Ansichten der Schädelverletzungen des Feldherrn:
Freiherr von Mecsery, k.k. General u. Ritter des militair. Marien Theresien Ordens. Geb 1759, wurde am 20. Oct. 1805 zwischen Eschenau u. Fort schwer verwundet. Auf der linken Seite des Kopfes befinden sich 4 Säbelhiebe die alle bis auf das Gehirn eindringen. Auch ist der rechte Vorderarm abgehauen. Teilkolorierter Kupferstich v. Christoph Wilhelm Bock um 1806.
Das mit dem abgetrennten Vorderarm scheint eine Übertreibung gewesen zu sein. In wissenschaftlichen Berichten, die sich mit dem Fall befassten, geht es nur um eine verletzte Hand.
Hier noch eine Biographie des Feldherren, der hier am Inn die im 2. Koalitionskrieg die Schlachten gegen die Franzosen führte:
Daniel Mecséry de Tsoor (29. September 1759 – 30. Dezember 1823) befehligte den linken Flügel der österreichischen Armee in der Schlacht von Raab während der Napoleonischen Kriege. Zu Beginn der Französischen Revolutionskriege diente er als Offizier im 3. Husarenregiment, zeichnete sich 1796 in Biberach aus und stieg 1798 zum Kommandeur des 10. Husarenregiments auf. 1800 wurde er zum Generaloffizier befördert und führte den Vormarsch bei Hohenlinden an. 1805 führte er seine Truppen bei Elchingen an.
Am 20. Oktober 1805 wurde er in Eschenau schwer am Kopf und am Oberkörper verletzt. Seine wundersame Genesung der schweren Wunden brachte ihm den Spitznamen „der zähköpfige Ungar“ ein. 1809 wurde er zum Feldmarschall-Leutnant erhoben. Ab 1814 bekleidete er die Position des Kommandierenden Generals von Schlesien und Mähren und wurde Mitglied des Hofkriegsrats (1815) und des Geheimen Rates des Innern. Er starb 1823 in Wien.
Quelle: Wikibrief
Eigentlich freue ich mich über den Druckfehler, denn ohne ihn hätte ich nichts von diesem ungarischen General erfahren!
Quellen: Nouvelles politiques. 1800 ## 30.12.1800
Journal politique de Mannheim. 1800,181-363 ## 23.12.1800