Zauberhafte Natur im Bayerischen Wald

Weißbindinger Mohrenfalter/ Moiré blanc-fascié/ Eregia Ligea

Wie immer zauberhaft, wild und inspirierend: der Nationalpark Bayerischer Wald.

Gestern waren wir in der Falkensteiner Gegend unterwegs und kamen kaum vom Fleck, weil wir alle Pflanzen bestimmen wollten. Und wir haben wieder dazu gelernt. Ich finde alle Pflanzen faszinierend, aber Farne finde ich bei der Bestimmung besonders herausfordernd, da sie weder Blüten noch Früchte bilden. Ich habe inzwischen verstanden, dass es wichtig ist auf die Größe der Pflanze, die Form der Blattwedel, die Anordnung der Sporen und die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmter Farn in der Gegend, in der wir ihn vermuten, auch tatsächlich vorkommt. Denn weltweit gibt es tausende Farnarten!

Sumpffarn/  Fougère des marais / Thelypteris palustris

Besonders schön war auch die Begegnung mit mehreren Weißbindigen Mohrenfaltern (Erebia ligea), die am Wegesrand flatterten. Ich finde sie mit ihren rostbraunen Flecken und dem weißen Saum an den Flügeln unglaublich schön. Genauso auffallend ist der Großblütige Fingerhut (Digitalis grandiflora), der uns am Wegesrand erhaben zunickte.

Großblütiger Fingerhut/ Digitale à grandes fleurs/ Digitalis grandiflora

Und hier sind wir:

Nadia und Berndt im Bayerischen Wald

Spaziergang im Wunderwald

Welch bewegende Begegnung! Ein Rehkitz im Wald

Nature in the forest. Today, we saw a fawn and wild orchids.

Nature en forêt: Nous avons vu un faon et des orchidées sauvages

Welch bewegendes Erlebnis! Heute haben wir ein Rehkitz im Wald gesehen. Zunächst hat es gefiept, um die Mutter zu rufen. Dann hat es sich hingelegt und ist eingeschlafen!

Solche Augenblicke sind einmalig, die vergisst man nie. Ich war weit weg, meine Kamera hat einen guten Zoom. Als es schlief, habe ich mich leise entfernt. Ich bin so dankbar, so etwas erleben zu dürfen!

In diesem Naturschutzgebiet-Wald haben wir wilde Orchideen bewundert (Knabenkraut). Außerdem haben wir zum ersten Mal das Gemeine Fettkraut (Pinguicula vulgaris) entdeckt. Es ist eine fleischfressende Pflanze mit wunderschönen blauen Blüten! An der Oberfläche sind die Blätter klebrig vom Fangsekret bedeckt, mit dem sie kleine Insekten und Pollen fangen und durch Enzyme verdauen.

Mir wird immer bewusster: Artenvielfalt macht glücklich! Jede neue Pflanze, jede Tierart, die ich kennenlerne, bereichert mein Leben.

Wildtierfotografie darf die Tiere nicht stören
Gemeines Fettkraut (Pinguicula vulgaris)

Und hier alles im Video:

Saturday for flora

A seminar to learn more about plant identification organized by our youth group “Green Earth”

Pflanzenvielfalt live – eine botanische Exkursion

Die heimische Flora anfassen, um sie zu begreifen

Die Teilnehmer des Pflanzenseminars mit dem Experten Christoph Stein (ganz links)

Am Samstag fand eine Veranstaltung der BN-Jugendgruppe „Green Earth“ mit dem Pflanzen-Experten Christoph Stein unter dem Motto  „Pflanzenvielfalt live“ in Eggenfelden statt.

Pflanzen sammeln, um sie zu bestimmen
Junge Menschen mit „grüner Seele“

Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich die Teilnehmer, darunter viele Aktive der BN-Green Earth“-Gruppe, aber auch „Junggebliebene“ am Schlossweiher in Gern ein. Dort begrüßte die Leiterin der Jugendgruppe, Emma Riedler, alle Gäste. Danach betonte BN-Kreisvorsitzender Dr. Jürgen Riedler, dass nicht nur die Arten weniger würden, sondern auch diejenigen, die die Arten überhaupt erkennen könnten. Aber nur was man kenne, könne man schützen.

Anschließend äußerte sich Martin Roiner, Umweltreferent der Stadt Eggenfelden, zu der Exkursion. Im Hinblick auf die Freitagsdemos „Friday for Future“, wies er darauf hin, dass reden gut sei, aber in Sachen Umweltschutz auch etwas getan werden sollte. Er freute sich, dass die Jugendgruppe so aktiv sei. „Denn gerade junge Menschen mit einer „grünen Seele“, sorgen dafür, dass man um die Zukunft nicht bangen muss“, so der Umweltreferent.

Experte Christoph Stein stellte sich als gebürtiger Eggenfeldener vor. Er habe schon in den 70er und 80er Jahren als Leiter der damaligen BN-Jugendgruppe botanische Exkursionen im Lichtlberger Wald, den er „wie seine Westentasche kenne“, organisiert. Er freue sich sehr über die Gründung der neuen Jugendgruppe und schloss mit Blick auf die jungen Teilnehmer: „Die Hauptakteure seid nun ihr“.

Im Lichtlberger Wald
„Grünes Zeug“ wird gesammelt

Nun ging es in den angrenzenden Wald. Dort wurden die Jugendlichen aufgefordert, sich in Gruppen aufzuteilen und „grünes Zeug“ zu sammeln. Dabei sollte sich jede Gruppe jeweils auf eine bestimmte grob gefasste Pflanzengattung fokussieren. So sammelte eine Gruppe nur blühende Pflanzen, eine andere nichtblühende, die zwei weiteren jeweils Gräser und Äste. Stein ermutigte während der Exkursion immer wieder dazu, Blätter und Stiele der Pflanzen anzufassen und sich zu fragen: sind die Blätter nun glatt oder wollig, die Grashalme knotig, rund oder kantig?

Pflanzen muss man anfassen, um sie zu bestimmen

„Es ist wichtig, Pflanzen anzufassen, um sie zu begreifen; Fotos reichen da nicht aus.“ Außerdem solle man sich merken, wo welche Pflanzen wachsen: mögen sie es eher schattig und feucht oder blühen sie in der prallen Sonne?

Immer wieder machte der Experte auf bestimmte Pflanzen aufmerksam: Hier wachse die Bachnelkenwurz, die bayernweit schon auf der Roten Liste sei; dort blühe eine Akeleiblättrige Wiesenraute. Diese wurde sogleich mit einer am Rand eines Gartens gesammelten Akelei verglichen; die erstere sei heimisch, die zweite eine gezüchtete Zierpflanze. Stein deutete jetzt auf eine feuchte Stelle im Waldboden: hier entfalte sich um den seltenen wolligen Hahnenfuß eine ganze Pflanzengemeinschaft mit Ehriger Teufelskralle, Goldnessel und knotigem Beinwell. „Das ist etwas ganz Besonderes“, so Stein.

Auf den Blättern der Traubenkirsche zeigte Stein den interessierten Betrachtern Wespeneier und wies darauf hin, wie wichtig bestimmte Pflanzen für Insekten seien. „Die Grundlage des Insektenschutzes ist der Erhalt einer artenreichen Flora“, so der Botaniker.

Obwohl Stein den Wald schon seit Jahrzehnten kenne, entdecke er doch immer etwas Neues, in diesem Fall den Wolfs-Eisenhut, der am Wegesrand steht. Denn die Natur verändere und entwickle sich stetig. Der Eisenhut wurde aufgrund seines Seltenheitswertes, aber auch wegen seiner Giftigkeit nicht gesammelt. Dies sei das einzige Vorkommen dieser Art im Raum Eggenfelden.

Die Pflanzen wurden auf eine Decke gelegt, um sie besser bestimmen zu können
Eine Ringelnatter im Weiher

Am großen Weiher, an dem Halt gemacht wurde, staunten alle Teilnehmer: Gerade schwamm eine Ringelnatter durch das Wasser.

Zuletzt wurden alle Pflanzen auf einer Decke  vor der Schutzhütte ausgebreitet, bestimmt und aufgelistet. In Bestimmungsbüchern suchten nun die jungen Naturforscher nach weiteren Bestimmungsmerkmalen, sodass jede Gruppe  nun ihre Funde den Anderen vorstellen konnte. . Insgesamt wurden ca. 50 Arten bestimmt und in eine Fundliste eingetragen.

Teufelskralle und Kälberkropf

„Die Zeit verging wie im Fluge“, schlossen die begeisterten Teilnehmer. „Viele Pflanzen kannten wir nicht. Aber jetzt werden wir etwas anderes sagen können als „Gänseblümchen“, wenn wir nach der heimischen Natur gefragt werden. Zum Beispiel so lustige Namen wie „Teufelskralle“ oder „Kälberkropf“.“

BN-Jugendgruppe "Green Earth" beim Pflanzenseminar in Eggenfelden
PNP Nadia Baumgart
Beitrag in der PNP