Portrait de la philosophe égyptienne Doria Shafik.
Für meine Serie „Philosophinnen“ habe ich heute die ägyptische Journalistin und Feministin Doria Shafik mit Tusche gezeichnet. Sie wurde 1908 in Ägypten geboren und studierte Philosophie in Paris. Als sie in ihr Land zurückkam, kämpfte sie für das Frauenwahlrecht für Ägypterinnen, das 1956 eingeführt wurde. Danach wurde sie unter Hausarrest gestellt und nahm sich 1975 das Leben. Ich finde, sie war nicht nur eine bewundernswerte und mutige Kämpferin für Frauenrechte, sondern auch sehr,sehr schön!
Philosophie hat mich schon früh interessiert. Als Jugendliche ging ich bei der Großmutter auf die Terrasse, schaute auf Berge und See und dachte, wie schön es wäre, dabei mit Sokrates, Platon, Aristoteles, von einer weißen Wolltunika umhüllt und umherwandelnd, über die Liebe und die Schönheit zu diskutieren.
Später dachte ich mir: „Oh je, wie naiv Du warst!“ Schließlich waren Frauen bei den Antiken nicht gerade viel wert. Eigentlich waren sie nur „Gebärmaschinen“ ohne Rechte. So dachte ich. So las ich es und stellte es auch in dem Philosophie-Studium, das ich mir später gönnte, nicht in Frage. Nur Priesterinnen und Hetären (eine Art „Edelprostituierte“) sollen eine gewisse Bildung genossen haben. Das glaubte ich, bis ich vor nicht allzu langer Zeit auf Aspasia stieß.
Sie soll eine hochgebildete Frau gewesen sein, die mit Philosophen und auch mit Sokrates Umgang pflegte. Ein Mythos ist das nicht, denn in Platons „Menexenos“ beruft sich Sokrates auf Aspasia als seine Lehrerin der Rhetorik!
Sie heiratete den Athener Perikles und hatte einen Sohn mit ihm. Sie galt aber als Ausländerin (sie kam aus Milet), somit war die Ehe ungültig. Eine schöne Ausrede für ihre Feinde, sie herabzusetzen. So nannte man sie Konkubine, Prostituierte, Hetäre. So hat man kluge Frauen schon immer herabgesetzt.
Ich bin aber sehr froh, dass es sie gegeben hat und ich sie entdecken durfte. Denn jetzt denke ich mir, ganz so naiv war ich als Jugendliche eben doch nicht. Es hätte sein können, ich hätte als Jugendliche weiblichen Geschlechts mit den großen Philosophen reden können. Ich finde es wichtig, dass Frauen wissen, dass es immer schon Ausnahmen gab. Dass es schon in der Antike Philosophinnen gegeben hat. Nur allzu gerne wird das unter den Teppich gekehrt.