Der uralte Zauberwald – Die Lugenz im Wandel 

Abgeholzter Bereich des Waldes mit liegenden Baumstümpfen und verbleibenden Bäumen im Hintergrund unter blauem Himmel.
Borkenkäferbefall in der Lugenz führte zu Kahlschlägen 2019/2020

Nicht nur wir Menschen haben eine Geschichte – auch die Natur, insbesondere von uns geprägte Kulturlandschaften, unterliegen einem stetigen Wandel. Der Wald verändert sich fortlaufend, oft schneller, als wir es erwarten. 

Ein Wanderer auf einem Schotterweg, umgeben von üppigem Grün und jungen Bäumen in einem Waldgebiet.
Dieselbe Fläche in der Lugenz im Juni 2025

Wie rasch sich ein Naturwald selbst regenerieren kann, selbst nach einem massiven Borkenkäferbefall, habe ich persönlich erlebt. Oben ist eines meiner Fotos aus den Jahren 2019/2020, das einen Kahlschlag in der Lugenz zeigt – und zum Vergleich dieselbe Fläche im Juni 2025. Auf den einst gerodeten Flächen sprießen nun junge Birken und Büsche, die Schatten für nachkommende Bäume spenden. Dort, wo wenig eingegriffen wurde, hat sich ein dichter Teppich aus Jungbäumen gebildet, darunter viele Laubbäume. In einigen Jahren werden diese Bäume erneut Holz liefern – ein Zeichen dafür, dass die Lugenz immer großzügig mit uns Menschen ist. 

Ein Waldweg führt durch eine gerodete Fläche, auf der gestapelte Baumstämme liegen und kahle Bäume im Hintergrund sichtbar sind.
Borkenkäfer – Abholzung in der Lugenz 2019/2020

Dass die Lugenz schon lange eine bedeutende Ressource für die Region darstellt, belegen nämlich auch historische Zeitungsberichte. Ein Blick in das Archiv von Digipress zeigt eine Passage aus der Passauer Zeitung: Niederbayerische Volkszeitung vom 6. Dezember 1867: 

 „Ortenburg. Seit die Eisenbahn, wie man sagt, „geht“, hat unser Markt einen bedeutenden Aufschwung genommen. Fast alles Getreide aus dem Rottal geht hier durch; und ohne Rast und Ruh die Baumstämme aus der Lugenz und dem Steinkart, der unerschöpflichen Waldung, nebenbei die Bretterfuhrwerke aus der Dampfschneidsäge in Holzham.“ 

Historischer Zeitungsartikel über die Holzernte aus dem Lugenzwald, veröffentlicht in der Passauer Zeitung 1867.
Niederbayerische Volkszeitung vom 6. Dezember 1867

Das rund 600 Hektar große Waldgebiet der Lugenz erstreckt sich über die Höhen des Rottals und birgt geschichtsträchtige Orte – darunter eine historische Holzkapelle und einen Ringwall, der einst als Zufluchtsstätte diente. Ein „Klimapfad“ informiert Besucher über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald und zeigt, wie sich die Natur an neue Bedingungen anpasst. 

Die Bedeutung des Namens Lugenz wird in der Naturwissenschaftlichen Zeitschrift für Niederbayern (Band 28, 2080) erläutert: 

 „Der Name „Lugenz“ ist im Althochdeutschen zweideutig: *lugo* bedeutet „heiliges Gehölz“, während *log* (luoc) „Versteck, Höhle, Schlucht“ heißt. Man neigt dazu, die zweite Deutung zu akzeptieren, da die unzugänglichen Waldstriche wohl seit jeher den in unsicheren Zeiten bedrängten Bewohnern der Gegend als letzte Zuflucht dienten. Der Ringwall bei Birnbach und der beachtliche Münzenfund vom Geldfundstein im Steinkart sind wohl Beispiele dafür.“

Eine Frau steht auf einem Wanderweg im Wald, umgeben von hohen Bäumen und üppigem Grün, während ein Mann im Hintergrund auf einer Bank sitzt.
Der Lugenz-Wald an der abgeholzten Stelle im Jahr 2025: Alles wächst nach!

Nach dem Borkenkäferbefall 2019/2020 mussten große Flächen abgeholzt werden, wodurch neue Sichtachsen entstanden, die angrenzende Landschaften und Orte wie Bad Griesbach sichtbar machen. Doch dieser scheinbare Verlust birgt eine Chance: Mehr Licht fördert eine artenreichere Waldlandschaft. 

Die Lugenz bleibt ein faszinierender Wald – ein Ort, der sich stetig wandelt und doch seine Geschichte bewahrt. 

Dem Holzbauern schenkt sie seit jeher wertvolles Holz, dem Erholungssuchenden bietet sie heilsame Entspannung, dem Wanderer eröffnet sie abwechslungsreiche Wege, dem Künstler dient sie als Inspirationsquelle.  Und unzähligen Tieren und Pflanzen gewährt sie eine Heimat. 

Darüber hinaus ist der Lugenz-Wald ist lebendiges Ökosystem, das uns wertvolle Einblicke in die Natur ermöglicht. Alte Waldgebiete speichern übrigens CO₂ und Wasser wesentlich besser als jüngere Wälder. Hier lassen sich jahreszeitliche Veränderungen ebenso beobachten wie die direkten Auswirkungen des Klimawandels. 

Fischleder – Abfallprodukt oder Luxusobjekt?

Fischleder
Fischleder – Fish leather – Cuir de poisson

Beautiful objects in fish leather – Objets en cuir de poisson fabriqués par un artiste sibérien

Dass Fischhaut so schön sein kann! Und was man daraus machen kann, das zeigt gerade eine spannende Ausstellung im Handwerksmuseum in Deggendorf. Dort werden Objekte gezeigt, die der sibirische Künstler Anatol Donkan aus Fischhaut gemacht hat. Er ließ sich von den Traditionen der Nanai inspirieren, einer Bevölkerungsgruppe, die am Unterlauf des Armur beheimatet ist und zu der er gehört. Auch ein Damenmantel aus dem Jahr 1900, gefertigt in Ostsibirien aus Fischleder und Papier wird gezeigt.

Das Fischleder darf man auch anfassen, es fühlt sich an wie Samt und Seide. Und ist es nicht eine tolle Idee, aus Abfällen der Fisch-Industrie solche edlen Objekte herzustellen, anstatt sie fortzuwerfen und mit Plastiktaschen herumzulaufen?

Fischhaut zu nutzen könnte ein wertvoller Beitrag zur Nachhaltigkeit sein. Die Fische sind alle aus Aquakultur, werden also nicht der Wildnis entnommen. Der Künstler möchte, dass in den Taschen und Gürteln nicht nur Nutzobjekte gesehen werden, sondern dass diese uns an unsere Zugehörigkeit zur Natur erinnern.

Die Ausstellungläuft noch bis zum 18.09.22

In der Ausstellung in Deggendorf erfährt man auch viel über das Herstellungsverfahren
Schamanenkaftan, 2018

„Grüne“ Überlegungen

Die Grünen in Bad Birnbach
Politiker von Bündnis 90/ Die Grünen auf dem Klimalehrpfad in der Lugenz

Meeting about sustainable tourism concepts in our rural area in Lower Bavaria. Several new topics need new answers and were discussed: transport and mobility, organic food in local restaurants, photovoltaic systems and more.

Grüne Themen in Bad Birnbach

Es wurden heute Zukunftsthemen diskutiert: Mobilität im ländlichen Raum, nachhaltige Tourismuskonzepte, lokale Bioprodukte in der Gastronomie… Dann ging es mit dem Radl in die Lugenz auf den Klimalehrpfad. Mit Bezirksrätin Mia Goller, MdL Rosi Steinberger und MdL Christian Zwanziger (Bündnis 90/Die Grünen). Hat Spaß gemacht!

Nachhaltige Tourismuskonzepte im ländlichen Bad
Ganz links Bezirksrätin Mia Goller, 3.v.l. MdL Christian Zwanziger, in der Mitte MdL Rosi Steinberger (Bündnis 90/ Die Grünen)

Denn gerade im ländlichen Raum gibt es viele neue Herausforderungen. Mobilität ist ja immer im Gespräch: wie komme ich auf dem Land auch ohne Auto von A nach B? Gerade in Bad Birnbach ist das innovative Pilotprojekt „autonomer Bus“ in aller Munde. Könnte dieses Projekt in Zukunft eine Alternative zum Autoverkehr darstellen? Können regionale landwirtschaftliche Produkte mehr Verwendung in der lokalen Gastronomie finden? Sind farblich angepasste Photovoltaikanlagen für touristische Regionen eine neue Option? Viele Fragen, die uns neue Wege aufzeigen können.

Ich freue mich, dass diese Themen angegangen und hoffentlich kreative und machbare Lösungen gefunden werden.

Landleben

Country life in Lower Bavaria – Organic farming

Immer noch und schon wieder:

Bei der heutigen Radtour ging mir das Herz auf: Milchkühe wurden von den jungen Landwirten des Naturland-Betriebs Hochecker in Triftern-Unterplaika von der Weide zum Melken in den Stall getrieben. Wie viele Jahrzehnte habe ich diese Szene nicht mehr gesehen! Als ich den jungen Mann ansprach „wie schön, dass Sie das noch machen!“, antwortete er: „wir machen es wieder…Und es lohnt sich.“

Dabei gibt es Landwirte, die ein Loblied auf Glyphosat singen und behaupten, nur Massentierhaltung würde sich lohnen…Hier sieht man, dass es auch anders geht. Auch die Kälber leben auf großen Weiden am Hof.

Abgesehen davon, gab es weitere Überraschungen auf dem Altbach-Radweg bei Triftern: ein großes Rehkitz im Maisfeld, Bläulinge auf Blutweiderich und eine Katze, die stolz ihre fette Beute nach Hause trug.

Die Katze inspirierte übrigens Berndt zu folgendem Gedicht:

https://woher-wohin.com/2018/08/25/katz-und-maus/