Wintertraum

A watercolor painting depicting a snowy landscape under a purple sky with a large moon. Four foxes are depicted, two in the foreground and two in the background, with evergreen trees scattered throughout the scene.
Aquarelle – Schneelandschaft mit Wildtieren – Watercolorpainting – Winternacht

Emil, der Elch

A watercolor painting of a moose walking through a village at night. The moose, with long white legs, is depicted in the foreground with colorful houses in the background, showcasing an elegant and serene atmosphere.
Emil, der Elch, streift durch ein Dorf im Grenzgebiet Bayern-Sumava

Emil, der Elch

Seit Wochen liest man in den sozialen Medien immer wieder von einem Elch, der durch Österreich streifte und kürzlich in den Nationalpark Sumava in Tschechien transportiert wurde, damit er Artgenossen finden kann und den Gefahren des Straßenverkehrs nicht mehr so stark ausgesetzt ist.  

Nun zeigte ein Onlinemagazin ein Video, in dem „Emil“ zu sehen ist, wie er seelenruhig nachts durch ein Dorf im Bayerischen Wald (Grenzgebiet) schreitet. Ich fand die Situation so komisch und den Elch so elegant – mit seinen langen weißen Strümpfen im Dunkeln -, dass ich Lust hatte, ihn zu malen. Viel Glück, Emil!

Zwischen Licht und Schatten – Gedanken zum Nationalpark Bayerischer Wald

Der Nationalpark Bayerischer Wald ist ein unglaublich schönes Gebiet. Wer es durchwandert, spürt die Ruhe, die Kraft der alten Bäume, das Rauschen der Bäche und das Trommeln der Spechte.

Für mich ist dieser Wald ein Geschenk – mystisch, beruhigend, ergreifend. Schönheit ist hier nicht Nebensache, sondern Orientierung. Dostojewski soll gesagt haben: „Schönheit wird die Welt retten.“ Ich hoffe darauf. Und ich stelle mir Fragen.

EN: The Bavarian Forest National Park is a place of deep beauty and tranquility, yet its management raises questions about ecological authenticity and biodiversity. I advocate for more open landscapes, the return of red deer, and grazing practices that reflect historical ecosystems, challenging rigid conservation models.

A watercolor painting depicting a landscape with silhouettes of trees against a vibrant sunset, showcasing mountains in the background and warm orange and yellow tones.

Warum kein freies Rotwild?


Doch gerade weil ich diesen Ort liebe, wünsche ich mir, dass wir offen über ihn reden dürfen. Das Leitbild „Natur Natur sein lassen“ ist großartig – aber wird es wirklich konsequent umgesetzt? Rotwild wird nicht geduldet, aus Angst vor Verbiss, also vor dem Schaden, der durch das Fressen junger Pflanzen und Triebe durch Wildtiere entsteht. Dabei gehört Rotwild zur natürlichen Fauna. Wenn wir es ausschließen, setzen wir einfach verbissen ein Verwaltungsmodell um. Auch die Vorstellung, dass ein dichter, dunkler Wald besonders „natürlich“ sei, wird inzwischen hinterfragt. Wenn ich große Flächen Totholz aufgrund von Borkenkäferbefall sehe, frage ich mich auch, inwiefern da ein Reh oder Rotwild durch Verbiss noch schaden kann. Hinzu kommt, dass Wälder in Europa vor einigen Tausend Jahren wohl kaum dicht und dunkel waren. Im Gegenteil!


Der Biologe und Filmemacher Jan Haft schreibt in seinem Buch Wildnis:
„Von den in Europa heimischen Tier- und Pflanzenarten sind die meisten nicht an Wälder, sondern an offene Landschaften angepasst. […] Erhalten blieben diese dadurch, dass große Pflanzenfresser wie Mammuts und Auerochsen die Flächen beweideten und so dafür sorgten, dass sie nicht zuwuchsen.“


Diese Aussage trifft einen wunden Punkt. In Ausstellungen des Nationalparks Bayerischer Wald wird etwa das Birkhuhn gezeigt – ein Tier, das offene, lichte Hochlagen braucht, nicht dunkle Fichtenwälder. Im Nationalpark Šumava wurden gezielt Bäume entfernt, um solche Offenflächen zu schaffen. Das Birkhuhn benötigt nämlich Moor- und Heidelandschaften mit niedriger Vegetation, freien Balzplätzen und guter Deckung. Šumava macht es vor.

Ein Rotwildtier läuft durch eine grüne Wiese im Nationalpark Bayerischer Wald, umgeben von Bäumen und Felsschichten.
Der Rothirsch darf leider nicht im Nationalpark frei herumlaufen

Mehr Artenvielfalt auf offeneren Flächen?

Auch bei Wanderungen spürt man den Unterschied: Kaum überschreitet man die Grenze nach Šumava, hört man mehr Vögel, sieht mehr Schmetterlinge. Die Wälder sind dort offener, strukturreicher, lebendiger. Das ist kein Zufall, sondern Ergebnis gezielter Landschaftspflege.

Warum keine Rinder auf den Schachten?


Ein weiteres Beispiel sind die Schachten – waldfreie Bergwiesen, die früher als Weideflächen dienten. Heute werden sie im Bayerischen Wald kaum noch beweidet. Ehrenamtliche versuchen, die Flächen durch manuelle Pflege offen zu halten, doch Rinder würden diese Arbeit viel besser leisten. Laut einer Naturschutzbroschüre dürfen nur noch zwei Schachten beweidet werden („Wenn Rotes Höhenvieh auf zwei Schachten grast“, Eintrag Nr. 37/2023). Im Nationalpark Šumava hingegen wird Beweidung gezielt eingesetzt, um Artenvielfalt zu fördern und Kulturlandschaften zu erhalten (Laufener Seminarbeiträge 1/02, S. 59–65).

Eine Gruppe von Rindern grast auf einer offenen Wiese im Nationalpark Bayerischer Wald, umgeben von Bäumen und Bergen im Hintergrund.
Wiesen im Nationalpark Sumava / Böhmerwald werden beweidet. Im Nationalpark übernehmen ehrenamtliche Helfer die „Schachtenpflege“- man fragt sich, warum es nicht Rinder machen dürfen

Natürlich gibt es auch in Šumava Spannungsfelder. Die rasche bauliche Entwicklung mancher Touristenzentren sehe ich mit Skepsis. Und die Direktoren der tschechischen Nationalparks warnen vor politischen Versuchen, das Naturschutzgesetz zu schwächen (Interview mit Pavel Hubený, Mai 2025). Auch im Bayerischen Wald gibt es Kritik: Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) sprach 2024 von einem Tabubruch, als Flächen aus der Kernzone zur Borkenkäferbekämpfung in die Managementzone verschoben wurden.

Trotz allem: Ich finde es wunderbar, dass im Bayerischen Wald in der Kernzone keine forstwirtschaftliche Nutzung stattfindet und der Naturschutz im Vordergrund steht. Das ist sehr wertvoll. Aber ich wünsche mir, dass wir bereit wären für Rotwild, für lichte Landschaften, für Vielfalt und Anpassung von Konzepten und Modellen an neue Erkenntnisse.

Denn das, was wir heute als „natürlich“ definieren, ist immer auch von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Sehnsüchten geprägt.

Aquarellmalerei eines offenen, ländlichen Landschaftsbildes mit Hügeln, Wiesen und einem klaren Himmel.
Sommerwiese im Böhmerwald – Aquarell: Nadia Baumgart

Zusammenfassung: Der Nationalpark Bayerischer Wald ist ein Ort von tiefer Schönheit und Ruhe, doch seine Verwaltung wirft Fragen zur ökologischen Authentizität und Artenvielfalt auf. Ich plädiere für offenere Landschaften, die Rückkehr des Rotwilds und eine Beweidung, die historische Ökosysteme widerspiegelt – und stellt damit starre Naturschutzmodelle infrage.

FR: Le parc national de la forêt bavaroise est un lieu d’une beauté profonde et apaisante, mais sa gestion soulève des questions sur l’authenticité écologique et la biodiversité. L’auteur plaide pour des paysages plus ouverts, le retour du cerf élaphe et des pratiques de pâturage qui reflètent les écosystèmes historiques, en remettant en question les modèles de conservation trop rigides.

Hier noch Infos zum Borkenkäfer – Zur Geschichte des Borkenkäfers im Böhmerwald und Bayerischen Wald

Hier noch ein Video über unseren Besuch des „Haus zur Wildnis“ im Nationalparkzentrum:

Brunft oder Buffet? Ein Besuch im Hirschgehege Scheuereck im Bayerischen Wald

Ein Rothirsch mit prächtigen Geweih steht in einem grünen Bereich und gibt ein lautes Röhren von sich.
Röhrender Hirsch – The red deer enclosure at Scheuereck

Faszinierende Hirschbrunft in freier Natur? Von wegen! Neben der Sexualität gibt es bekanntermaßen noch eine andere starke Lebenskraft – den Nahrungstrieb.

Das wurde uns heute im Hirschgehege Scheuereck eindrucksvoll vorgeführt: Das imposante Röhren des Hirsches galt keinem grimmigen Rivalen, sondern dem Nationalpark-Mitarbeiter, der mit Futtereimern beladen sich dem Gatter näherte. Die cleveren Hirschkühe waren rasch zur Stelle – sie hatten ihn früher wahrgenommen als der „König des Waldes“, der wenig würdevoll seinem Harem hinterherpreschte, um schließlich auch ein paar Karotten zu ergattern.

Ein beeindruckendes Schauspiel war es dennoch!

Freies Rotwild gibt es im Nationalpark leider nicht. Das Rothirschgehege in Scheuereck ist ein naturnah gestaltetes Areal von neun Hektar, in dem Besucher die Tiere aus nächster Nähe beobachten können.

Ein Rothirsch und eine Hirschkuh stehen in einer natürlichen Umgebung mit grünem Gras im Hintergrund.
Einfach schön!!
Ein Rothirsch läuft durch eine grüne Wiese mit hohem Gras und Bäumen im Hintergrund.
Beeindruckend: Ein Vierzehnender..

Und hier im Video:

English: Unfortunately, there are no free-ranging red deer in the national park. The red deer enclosure at Scheuereck is a near-natural area covering nine hectares, where visitors can observe the animals up close.

Wandern in kristallklarer Stille

A serene landscape in the Bavarian Forest National Park, featuring a mix of tall, leafless trees and vibrant greenery, with a fallen log in the foreground and a decaying tree stump to the side.
Eine Natur, die zum Träumen einlädt

In the Bavarian Forest National Park

Nach drei Tagen im Nationalpark Bayerischer Wald fühle ich mich wie reingewaschen. Die Luft ist jetzt im Frühherbst glasklar, rein wie Quellwasser, und beim Wandern hatte ich manchmal das Gefühl, mich durch klares Wasser zu bewegen. Mitten im Wald war es so still, dass ich auch dort „Wasser-Assoziationen“ hatte – als wäre ich am Grund eines Ozeans. Immer wieder holte mich der Schrei eines Eichelhähers oder das plötzliche Rauschen des Windes aus den meditativen Gedanken, die beim Gehen ganz von selbst kommen.

Mal bin ich allein gelaufen, mal mit Berndt. Durch die Wälder beim Falkenstein, über die Bayerisch-Böhmische Grenze, vorbei an alten Baumskeletten und rauschenden Bächen. Die vielen Flechten, Moose, Farne und Pilze lenken den Blick ständig auf spannende Details. Besonders mag ich die Trompetenflechte mit ihren kleinen, mehligen Bechern. Sprudelndes, wildes Wasser umspült glänzende Steine; das Blau des letzten Vergissmeinnichts blitzt hier und da auf; nackte Stämme glänzen mal ledern, mal silbern. Ich bin so dankbar, dass es diese Oase gibt, in der Pflanzen in Ruhe wachsen und vergehen dürfen.

Zum Schluss waren wir noch im Haus zur Wildnis im Nationalparkzentrum Falkenstein bei Ludwigsthal – darüber möchte ich in einem meiner nächsten Beiträge berichten. Auch die Auerochsen im angrenzenden Tier-Freigelände konnten wir sehen. Insgesamt waren diese drei Tage wie ein Eintauchen in stille Natur. Jetzt im Frühherbst besonders reizvoll, finde ich. Anbei einige Foto-Impressionen.

Eine Person steht am Ufer eines klaren Teiches im Nationalpark Bayerischer Wald, umgeben von üppigem Grün und Bäumen. Die Person winkt und trägt eine Jacke sowie einen Rucksack.
Wandern im Frühherbst in herrlicher Natur

FR: Après trois jours passés dans le parc national de la Forêt bavaroise, je me sens comme purifiée. L’air, en ce début d’automne, est d’une limpidité cristalline, pur comme l’eau de source, et en marchant, j’avais parfois l’impression de me déplacer dans une eau claire. Au cœur de la forêt, le silence était tel que j’avais là aussi des « associations aquatiques » – comme si j’étais au fond d’un océan. De temps en temps, le cri d’un geai ou le bruissement soudain du vent me ramenait des pensées méditatives qui viennent d’elles-mêmes en marchant.

Im Video: