Natur pur im „Woid“…So nennt man den Bayerischen Wald
//The first post-corona holiday in the Bavarian Forest
//Les premières vacances après Corona dans la Forêt Bavaroise
//Der erste Urlaub nach dem Corona-Lockdown.Im Bayerischen Wald. Im Regen. Wunderschön!
In den Wiesen blühen das Mannsknabenkraut, der Wiesen-Bocksbart, viele Nelkenarten, Glockenblumen und vieles mehr. Ein Baumpieper sang von der Spitze des Kirschbaums. Es soll nun 3 Tage regnen. So lange dauert auch unser Urlaub. Egal, es ist einfach schön und erinnert mich an das Trostlied meiner Kindheit „Heile, heile Segen. Drei Tage Regen, Drei Tage Sonnenschein.“
Letztens haben wir einen Heimatabend der ganz besonderen Art mit dem Titel „Hinterbayerisches und HoamadJazz“ in Eggenfelden erlebt. Als „original Waidler Buam“ wurde das Protagonisten-Duo vorgestellt. Denn sowohl der Kabarettist und Fotograf Herbert Pöhnl als auch der Jazzpianist und Komponist Sven Ochsenbauer stammen aus Viechtach im Bayerischen Wald.
Herbert Pöhnl zeigt mit Texten und Bildern die geschmacklichen Verirrungen seiner Heimat auf. Hier ein Netto-Markt- vom Friedhof aus gesehen
Wie ein roter Faden zog sich nun sowohl durch die Texte,
Musik und Bilder ein gemeinsames Motiv: die schwierige Vereinbarung von
Tradition und Moderne in einer Region, die sich am Ende als gar nicht so fiktiv
herausstellt.
Mit Witz und großer Sprachgewandtheit, aber auch mit einer Spur Wehmut beschrieb nun Pöhnl, wie es in einem typisch „hinterbayerischen Dorf“ zugeht. Dort wird keine Mühe gescheut, den Ort zu „verschönern“ und Werbefilme über „lebendiges Brauchtum“ zu produzieren, um Übernachtungszahlen in die Höhe zu treiben.
Fleißig werden Gartenzwerge shampooniert, das letzte
Exemplar einer ehemaligen Lindenallee erhält ein angenageltes Schild mit der
Aufschrift „Naturdenkmal“, im Landgasthof „s’Wildererstüberl“ sorgt
Alleinunterhalter Sepp für Fröhlichkeit, während draußen betoniert und gegen
Wildwuchs und Löwenzahn im Garten gekämpft wird. Der Dorfplatz wird zum
Parkplatz; Direktvermarkter bieten Streuobst an, obwohl es weit und breit keine
Streuobstwiese gibt; lokale Politiker recken in der Heimatpresse stolz den
Daumen hoch. Die Enttäuschung ist groß, als das Dorf trotz allem nur den
zweiten Platz erringt. Ob das am verwilderten Pfarrgärtchen liegen mag, in dem
noch die letzten „Waldvogerl“ singen, fragt man sich.
Jetzt strengt man sich erst recht an, das Ziel zu erreichen. Eine vielfach mit den Begriffen „Bio“, „Öko“ und „Heimat“ garnierte Hochglanzbroschüre wird erstellt. Im Imagefilm tauchen nun grinsende Wolpertinger auf. Auch wird das Bild einer schwarz gekleideten alten Frau vor einer windschiefen Hütte mit Untertitel „Beten ist in“ eingeblendet, während Wölfe heulen und Schnee rieselt.
Der Maibaum wird mit ein paar Kerzen zum Adventskranz umfunktioniert
Immer wieder illustrierte Pöhnl seine von Ironie geprägten
Kurztexte ganz ohne PowerPoint-Präsentation mit großformatigen Fotos. Hier
wurde den Zuschauern noch klarer, was Hinterbayern ist: eine Region, in der
sandgestrahlte Totenbretter als „Dorfdeko“ fungieren, überdimensionierte
Gewerbegebiete den Blick auf die Landschaft versperren, selfiemachende
Wolfausläuter silberne Moonboots tragen, während die „Lewakassemmelkönigin“ in
„weißblauer Xmas-Stimmung“ vegane Leberkässemmeln anbietet.
Schnell wird dem Publikum klar, dass es dieses „Hinterbayern“ und deren geschmackliche Verirrungen kennt. „Wo Toskanahäuser sich mit Dreschflügeln schmücken und Totenbretter in Ebay verkauft werden, da san mia dahoam. Mich fragt man immer, wo Hinterbayern sei. Inzwischen sage ich: überall“, so der Kabarettist Pöhnl.
Von links: Jazzpianist Sven Ochsenbauer, Bund Naturschutz-Kreisvorsitzender Dr. Jürgen Riedler, Kabarettist und Fotograf Herbert Pöhnl – Die BN-Kreisgruppe hatte den Abend gemeinsam mit KEB und VHS organisiert
Virtuos und einfühlsam begleitete der Pianist Sven
Ochsenbauer mit verjazzten Variationen von alten Volksliedern die Lesung und
unterstrich dabei gekonnt sowohl die komischen als auch die traurigen Momente.
Mit swingenden Jazzklängen, stimmungsvollem Blues und traditionellen Melodien
gelang es ihm dank fließender Übergänge durch seine kreativen und sensible
Spielweise die jeweilige Stimmung zu verstärken.
So konnte das Duo dem begeisterten Publikum manchen
herzhaften Lacher entlocken. Und doch überwog immer wieder eine nachdenkliche
Stimmung, insbesondere als der Abend mit einer bezaubernden zeitgenössischen
Version des Liedes „Fein Sein beinander Bleibn“ ausklang.
Miracle of nature in the Bavarian Forest
Naturwunder Bayerischer Wald: hier die Rieslochfälle bei Bodenmais – Einfach zu ko von der Wanderung, um noch darüber zu schreiben…Ich hoffe, die Bilder sprechen für sich… Hier mehr: