Killer der Urwälder oder Unschuldslamm? Der Borkenkäfer!

Dieses Bild hat ein KI-Programm für mich erstellt

Eine historische Schuldfrage

Jeder Forstwirt, Naturschützer oder Wanderer kennt den Borkenkäfer, der unsere Fichtenwälder zerstört und verwandelt. Ich selbst befasse mich schon länger mit dem Thema, habe Vorträge darüber gehört und viel dazu gelesen, weil ich so gerne in unseren Wäldern wandere und die Veränderungen natürlich wahrnehme. So habe ich von einigen Theorien und Schuldzuweisungen erfahren. Da viele Fragen für mich offen bleiben, habe ich nun in alten Zeitungen zu dem Thema recherchiert. Da kam ich ganz schön ins Staunen!

Welche ist die Ursache der Borkenkäferplage?

Heutige Theorien:

„Borkenkäfer werden ganz besonders vom Klimawandel gefördert, da warme und trockene Sommer die Bäume zusätzlich schwächen und sie für die Käfer attraktiver gestalten.“ (Quelle: Waldwissen.net)

„Die Borkenkäfer sind nicht die Ursache, dass diese ganzen Fichten sterben, sondern der Klimawandel ist die Ursache. Und die Borkenkäfer zeigen einfach, dass der Fichtenwald sehr geschwächt ist im Moment.“ (Quelle Deutschlandfunkkultur, Beitrag Von Carina Fron · 22.08.2019)

„Dabei ist der Borkenkäfer nicht die Ursache, sondern eine Folge des Waldsterbens im Bayerischen Wald. Luftverschmutzung, Bodenversauerung und hohe Temperaturen im Zuge des Klimawandels sowie der Waldbau in unnatürlichen Monokulturen setzen dem Wald seit Jahrzehnten schwer zu. Die starke Borkenkäfervermehrung, die ein Teil der Bevölkerung der Nationalparkverwaltung ankreidet, ist schlicht menschengemacht.“ (Quelle: BUND Naturschutz)

Wer ist außer dem Klimawandel noch schuld?

Meist sind für die Forstwirtschaft die Nationalparks schuld, weil diese Totholz liegen lassen. Und für die Nationalpark-Verwaltungen ist die Forstwirtschaft schuld, weil diese Monokulturen fördert.

Der Borkenkäfer in alten Zeitungsarchiven

SEIT WANN wütet der Borkenkäfer in unseren Wäldern?

Die heutigen Theorien:

Die Borkenkäfer-Kalamitäten sind angeblich mit dem Klimawandel entstanden. Und „der Beginn der globalen Erwärmung kann bereits auf das Ende des 19. Jahrhunderts datiert werden.“ (Quelle: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg)

Dieser Information entnehme ich, dass der Borkenkäfer also ab dem Ende des 19. Jahrhunderts, so gegen 1880 seine schädliche Tätigkeit aufgenommen haben muss. In der Nachkriegszeit soll es dann aber so richtig losgegangen sein!

„In der Nachkriegszeit wurde weiteres Holz für den Wiederaufbau, zum Heizen und auch für einen Teil der Reparationszahlungen benötigt. In Folge der starken Übernutzung der Wälder seit den 1930er Jahren bis etwa 1950 entstanden allein in Niedersachsen ca. 140.000 ha Kahlflächen im Wald. (Quelle: Harzer Tourismusverband e.V.)“

Forstwirtschaft und Naturschutzorganisationen warnen heute vor den verheerenden wirtschaftlichen und ökologischen Folgen und drängen darauf, Wälder wieder aufzuforsten und Rehe viel stärker zu bejagen, um das natürliche Gleichgewicht in Mischwäldern wieder herzustellen. Um den Nutzen des Waldes im Kampf gegen schädliche Emissionen zu erhöhen, sollten darin auch möglichst viele Windräder stehen.

Panische Aufrufe „Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Wir müssen jetzt handeln!“, sind inzwischen unser täglich Brot.

Ich hatte also verstanden, dass die Borkenkäferplagen – bei uns durch Buchdrucker und Kupferstecher – hauptsächlich aufgrund des Klimawandels und der Fichtenmonokulturen, also durch menschliches Versagen, so verheerend geworden sind, und dies insbesondere in der Nachkriegszeit und in den vergangenen Jahrzehnten.

Informationen aus erster Hand über den Borkenkäfer – Hilfreiche historische Zeitungsarchive klären auf!

Nun habe ich mal etwas über das Thema „Borkenkäfer“ in historischen Zeitungsarchiven recherchiert. Da kam ich recht ins Staunen, und ich möchte hier einige meiner Funde zitieren. Meine Quellen sind hier insbesondere Zeitungen aus der Deutschen Digitalen Bibliothek, DigiPress Bayerische Staatsbibliothek und (für den Böhmerwald) die Österreichische Nationalbibliothek ANNO – Historische Zeitungen und Zeitschriften.

SEIT WANN fing es nun wirklich mit den Borkenkäfer-Kalamitäten an?

Da in früheren Zeiten der Borkenkäfer auch „Wurmtrocknis“ genannt wurde, habe ich auch nach diesem Stichwort geschaut.

Einer der ersten Artikel über das Thema fand ich in den „Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 13. Jänner 1787“, in dem schon nach den Ursachen des Borkenkäferbefalls wissenschaftlich gesucht wurde. Es schien schon damals klar, dass „anhaltende dürre Witterung eine der vorzüglichsten Ursachen der Baumtrockniß (und der ungewöhnlichen Vermehrung alles Ungeziefers)“ sei. Ferner heißt es: „- Wenn man behauptet, der Käfer bohre auch ganz gesunde Baume- an, so sei noch nicht entschieden, ob die Bäume auch ganz gesund waren“, weil das Absterben zeitverzögert sei.

Ist dieser Text aus dem 18. Jahrhundert nun einer der ersten historischen Nachweise auf den Borkenkäfer? Keineswegs! In Brauchwiki erfuhr ich zu meinem Erstaunen über eine Wallfahrt im 15. Jahrhundert, deren Ursprung eine Borkenkäferplage war!

„Anlass der Wallfahrt war eine Borkenkäferplage in der Gegend von Holzkirchen im 15. Jhdt. Genaue Zeitangaben liegen nicht vor, die späteren Quellen datieren das Gelübde der Holzkirchner entweder auf das Jahr 1475, 1471 oder 1496. Da die Holzkirchener befürchteten, die Borkenkäfer könnten den ganzen Baumbestand in der waldreichen Gegend vernichten, baten sie die Mutter Gottes auf dem Bogenberg um Hilfe und gelobten, jährlich eine Opferkerze aus einem Fichtenstamm zu bringen, wenn die Plage ein Ende hätte.“

Nun ist die Frage, was man in früheren Zeiten über das gefürchtete Insekt wusste. Ich wurde fündig im Blatt Ökonomische Neuigkeiten und Verhandlungen, Juli 1812. Im „Beitrag zur Geschichte der Wurmtrockniß“ vermutet der Autor – ein Forstdirektor in Böhmen – die Wurmtrockniß sei „vor beinahe 50 Jahren“ entstanden und zunächst vom Botaniker Johann Gottlieb Gleditsch  (*1714; † 1786) wissenschaftlich beschrieben.

Hier wird also angenommen, dass die ersten Borkenkäferplagen um 1760 entstanden sein könnten.

Ein anderer Autor ist der Meinung, „die ersten berüchtigten Borkenkäferschäden“ seien direkt nach dem 30jährigen Krieg entstanden. In der Dortmunder Zeitung von 1929 berichtet dieser Autor, der wohl ein Theologe war, weiter:

Im 17. Jahrhundert begann die einseitige Forstbewirtschaftung, und genau um 1649 begann auch die erste große „Wurmtrocknis“, wie man den Borkenkäferschaden der Fichte damals nannte. 150 Jahre lang wurden die Wälder dadurch verheert. In einem einzigen Wald, dem „Communionharz“, waren 1782 nicht weniger als 259 106 Stämme vernichtet.“ Und: „. Im Böhmerwald waren 1871—72 an 101 000 Hektar Wald von den Tieren befallen. 300 000 Fangbäume mußten gefällt, 6300 Hektar mußten kahl geschlagen werden, bevor man des Übels Herr wurde.I“ (Quelle: Rettet den deutschen Wald! Der Sieg des Waldes über den Forst Von Dr. R. Francé – 18. März 1929)

In welchem Ausmaß veränderte der Borkenkäfer damals die Wälder?

Kehren wir aber noch einmal zu unserem böhmischen Forstdirektor zurück. Man könnte ja meinen, den Borkenkäfer habe es damals gegeben, ja, aber doch nicht im heutigen Ausmaße.

Ist das so? Immer wieder bemerkt der Autor, es „wimmele“ unter den Rinden, an einem einzigen Baum seien Tausende von Larven zu sehen. In seinem Beitrag von 1812 beschreibt er den traurigen Anblick eines Teils des Böhmerwaldes: „Hier findet keine Rücksicht des Alters, keine Schonung statt; hier wählt der Tod nicht seine Schlachtopfer aus, sondern, so weit seine Macht reichen kann, fällt alles von seinen tödlichen Streichen“

Und weiter: „Wer solche traurige Gegenden zu sehen Gelegenheit hatte, wird das hier gezeichnete Bild nicht übertrieben finden. Wie unangenehmn und höchst abschreckend ist es nicht, schlanke Fichten, ihres grünen Schmucks beraubt, und in ihnen die Hoffnung ihrer künfticgen Bestimmung vernichtet zu sehen! Die dumpfe Stille, die hier herrscht, das Schauerliche des Orts, und der ganzen Verheerung u.s.w. gewähren gewiß einen fürchterlichen Anblick in diesen Gefilden des Todes.“.

Ganz besonders interessant: Auch der „Urwald“ – nicht nur die Monokulturen – wird zum Opfer des Borkenkäfers!

Ich zitiere hier aus dem Passauer Tagblatt : Organ für die Interessen des Mittelstandes. 1874,7/12 ## 25.08.1874

„Aus dem Böhmerwalde, 19. August 1874, schreibt man der „Presse“: Der einzige mitteleuropäische Urwald am Moldau-Ursprung, in einer Ausdehnung von zirka 50 Joch, welcher bis jetzt als Bannwald von der Axt verschont blieb, ist bereits verschwunden, er fiel als Opfer des winzigen Borkenkäfers.

Der Verlust dieser malerischen Stätte mir der 700 Jahre alten, bei 130 Fuß hohen und 60 Zoll im Umfange zählenden Präsidenten-Fichte wäre noch das Geringste, was den Böhmerwald hätte treffen können, allein dieser selbst ist in größter Gefahr, ja wie die Sachen heute stehen, ist er sowohl böhmischer – als bayerischerseits bereits zum größten Theile ein Opfer dieses furchtbaren Insektes geworden. Tausende von Arbeitern sind in den Krumauer, Winterberger, Idelauer, Bergreichensteiner Revieren beschäftigt, um die Rinde von den schönsten und kräftigsten Stämmen abzulösen und sammt dem Insekt zu verbrennen. Schon von der Ferne gewahrt man überall den qualmenden Rauch der brennenden, das Thierchen in all seinen Stadien bergenden Rinde. Die Eigenthümer thun das Äußerste, zahlen an Männer, Weiber und selbst zehnjährige Kinder einen für diese Gegend ungewöhnlich hohen Taglohn, um nur noch zu retten, was zu retten wäre. […] Trostlos ist der Anblick an diesen Stätten der Verheerung; in den durch ihre romantische Lage bekannten Revieren von Außergefild, Franzensthal und Buchwald, wo allein täglich 300 Arbeiter beschäftigt sind, liegt bereits bis auf junges Gehölz und einzelne Tannen, die der Käfer nicht befällt, der ganze schöne Wald; Schauerlich starren hier den Wanderer die durch einanderliegenden entrindeten weißen Klötze entgegen, ununterbrochene Flächen von 5000 Joch liegen leblos da, wo noch vor wenigen Jahren der herrlichste und kräftigste Wald üppig vegetierte. Die Vermehrung des Käfers ist erstaunlich groß.“

Als Ursache wird die Untätigkeit der Forstleute und eines „hohen Beamten des Ackerbauministeriums“ nach den Windbrüchen von 1868 und 1871 angegeben:

„Hätte man namentlich den letzteren frischweg aufgearbeitet, nie hätte der Borkenkäfer, der in den vom Sturm umgeworfenen und geknickten Bäume eine sehr geeignete Brutstätte fand, in so kurzer Zeit die besprochene Katastrophe herbeiführen können.“

Der Autor fragt sich, wie diese Massen an gefälltem Holz zu vermarkten wären. „Das Holz ist wohl kerngesund und die Meinung, daß der Borkenkäfer nur kränkliche Stämme befalle, ist irrig.“

FAZIT

Hier möchte ich noch einmal den weisen böhmischen Forstdirektor zitieren:

Im „Beitrag zur Geschichte der Wurmtrockniß“ von 1812 heißt es:

„Im ganzen Reiche des Forstwesens giebt es keinen Gegenstand, über welchen die Meinungen der Forstgelehrten so getheilt wären, wo nicht immer so viele Meinungen dafür als dagegen sind, so zwar, daß man behaupten kann, ein zur Zeit noch undurchsichtiger Schleyer umhülle das Geheimniß der Wurmtrockniß“ […] Man hält Hypothesen, auf die man wieder neue Hypothesen thürmt , zu oft für erwiesene Lehrsätze, für entschiedene Wahrheiten […]“

Ich habe in diesem Beitrag nur einen Bruchteil der Texte und Informationen verwendet, die in den online Zeitungsportalen jedem zur Verfügung stehen. Wer Interesse hat, mag die alten Quellen nach den Stichwörtern „Borkenkäfer“, „Wurmtrockniß“ oder „Baumtrocknis“„durchblättern“, er wird oftmals fündig werden.

Am Ende bleiben mehr Fragen als anfänglich vermutet. Eins ist jedenfalls sicher: großflächiges Fichtensterben durch den Borkenkäfer gibt es nicht erst seit gestern. Selbst in der „guten alten Zeit“ waren die Verwüstungen, insbesondere nach extremen Wetterverhältnissen, so verheerend, dass die Menschen sogar Wallfahrten gegen den Borkenkäfer ins Leben riefen.

Jedenfalls bekommt man heute den Eindruck, dass sich die „Experten“ genauso schnell vermehren wie die Borkenkäfer und lautstark ihre Meinung kundtun. Vor 200 Jahren gingen die Forstleute wissenschaftlicher und demütiger mit dem Thema um. So kam es beispielsweise, dass in den Churbaierischen Intelligenzblättern vom 11. Januar 1783 von einer Prämie der königlichen Kammer berichtet wird. Es ging um eine „Prämie für denjenigen, der die bewährtesten Mittel wider die so-genannte Wurmtrockniß am Harze anzugeben im Stande ist. Die Frage ist nämlich von den wirksamsten Mitteln wider den fliegenden schwarzen Wurm, oder Borkenkäfer.“

Jedenfalls ist es auch beruhigend zu erfahren, dass unsere Wälder immer wieder „gestorben“ sind, um bald darauf wieder aufzuerstehen. Handelt es sich vielleicht hier um ein ganz natürliches Phänomen, das sogar die Artenvielfalt in den Wäldern fördert, wie der Biologe und Tierfilm Jan Haft in seiner Dokumentation mit dem Titel „Mut zur Lücke“ vermutet?

Ich glaube, wir sollten jenseits von Ängsten und Trends offen bleiben für alle Beobachtungen, auch für diejenigen, die der Holzindustrie oder den Emissionsjägern nicht in den Kram passen. Da kommt eine neue Erkenntnis von Juli 2024 gerade recht: „Forschende in Tschechien haben die Langzeitfolgen des Borkenkäferbefalls für den Wald untersucht und sind zu überraschenden Ergebnissen gekommen. Eine neue Studie zeigt, dass dank vermehrtem Totholz und Lichtungen zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten wieder in den betroffenen Gebieten angesiedelt sind.“ (Quelle: Naturefund 2024)

Es wird nun klar, dass der Wind, extreme Wetterlagen und die damit verbundene Rindenveränderung die häufigsten und bedeutendsten Störungen im Böhmerwald sind, die sich über JAHRTAUSENDE hinweg zyklisch wiederholen, und dass der Wald auf diese Veränderungen vorbereitet ist.

Auch das Entwurzeln von Zehn- oder Hunderttausenden Bäumen durch starke Winde innerhalb weniger Stunden und die anschließende Rindenverrottung ist ein natürliches und wiederkehrendes Phänomen in den Bergwäldern des Böhmerwalds, genauso wie der darauf folgende Borkenkäfereinfall.

Und hier noch der ganze Bericht zum Downloaden :

Ich liebe Rehe

Aquarell Springende Rehe
Hoffentlich auch in Zukunft zu sehen: Springende Rehe

Letztens sah ich sie im Gerstenfeld: Springende Rehe – Im Rahmen einer neueren Forstwirtschaft-Strategie („Wald vor Wild“) sollen mehr Rehe geschossen werden, um den Verbiss zu vermindern und somit anscheinend dem Wald zu helfen, schneller nachzuwachsen. Ich hoffe, dass nach dieser Aktion in unseren Landschaften noch solche Anblicke möglich sein werden…

Für die meisten Menschen gehören Rehe in unsere Region. Sie sind heimische Wildtiere, die uns mit ihrer Schönheit und zierlichen Eleganz erfreuen und unsere Landschaften mit Leben füllen. Es ist zu hoffen, dass sie trotz erhöhtem Jagddruck und Wildunfällen im Verkehr weiterhin unsere Rottaler Landschaften durchstreifen.

EN: Our hunters are asked to shoot more deer and hares to protect young trees in the forest from damages and to prevent browsing according to the principle “forest comes before deer“. It is a sad decision…

FR : Un nouveau principe de sylviculture donne „la priorité à la forêt par rapport au gibier“. Ce qui signifie que nos politiques demandent de réduire le nombre de chevreuils et de lièvres. On leur donne la responsabilité de détruire les jeunes forêts en broutant les jeunes plantes. Cela me semble absurde qu´on veuille décimer nos animaux sauvages pour « sauver » les forets qui sont d´ailleurs souvent de grandes monocultures.

Zeichnung Drawing
Welche Eleganz! Rehe sind für mich so schön wie Gazellen

Wald und Wild – Ein Plädoyer für die Rehe

Rehe im Rottal

Die Rehe bilden jetzt sogenannte „Sprünge“: Sie leben im Winter in Gruppen. Ich freue mich immer, wenn ich sie sehe. Leider haben Verantwortliche der Forstwirtschaft entschieden, dass mehr Rehe geschossen werden sollen, weil diese anscheinend durch Verbiss dem Wald schaden. Diese Strategie nennt man „Wald vor Wild“. Ich bin eher für die Variante „Wald UND Wild“.

In der PNP wurde am 23.12.2021 ein Leserbrief veröffentlicht, dessen Inhalt mir gefällt. Ich zitiere: Die Förster waren es, „die uns die Fichte als den Geldbaum des Jahrhunderts angepriesen und ohne Überlegung dir Fichte in den letzten Jahrzehnten auch in noch so ungeeignete Standorte gesetzt hatten. Durch diese Monokulturen sind ja die unstabilen Wälder entstanden, weil man der Buche und der Eiche keine Achtung mehr schenkte. Aber die eignen Fehler kann man ja verdecken, wenn man das Reh als Schädling des Waldes verteufelt.“

Der Leserbriefschreiber plädiert dafür, dass Jäger und Förster zusammenarbeiten. Außerdem empfiehlt er, natürliche Verbiss-Schutz-Produkte mit Schafsfett und vergällenden Geruchs und Geschmacksstoffen zu benutzen.

Ich finde, wir sollten unsere heimischen Wildtiere schützen. Schade, dass ich immer wieder lesen muss, dieser Wunsch sei „naiv“ und Menschen, die Rehe in ihrer Umgebung sehen wollen „Bambi-Liebhaber“. Wer sich für Greifvögel einsetzt ist schließlich auch kein „Geierwally“-Liebhaber…

#rehwild #wildtiere #rehe

Die Rehe bilden im Winter Sprünge – Sie sollten nicht als „Schädlinge“ verteufelt werden

Braucht der Wald uns?

In the Bavarian Forest. A juvenile forest is growing naturally where storms and bark beetles destroyed thousands of trees decades ago.

Heute waren wir mal wieder auf dem Dreisesselberg im Bayerischen Wald. Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell der junge Wald ganz von alleine wächst, obwohl sowohl auf eine Bekämpfung des Borkenkäfers nach dem massiven Absterben der Fichten als auch auf ein Ausräumen von Sturmholz verzichtet wurde. Das Experiment scheint gelungen zu sein: Natürliche Wald-Verjüngung ohne Aufforstung scheint möglich zu sein, wenn man der Natur Zeit lässt.

Interessant finde ich auch, dass viele Eschen hochkommen, obwohl man die Esche schon totgesagt hatte und vom „Eschensterben“ sprach. Wo man der Natur Raum lässt, scheint sie sich regenerieren zu können.

Der Wald regeneriert sich auch ohne Zutun des Menschen…

Der Wald zwischen Borkenkäfer und Hagelsturm

Kahlflächen im Wald lassen neue Sichten entstehen. Hier der Lugenz-Wald.
Neue Sichten auf das Rottal entstehen im Lugenz-Wald

About the rapid changes in our forest – changes due to bark beetle and hail damage

Der Wald zwischen Borkenkäfer und Hagelsturm

Gestern waren wir im Lugenz-Wald. Wir sind im Juni 2016 ins Rottal gezogen. Inzwischen sieht der Wald ganz anders aus, manchmal erkenne ich unsere Wanderwege nicht wieder. Jetzt kam der Hagelsturm hinzu.

Damals – im Jahr 2016 – war der Wald noch ganz dicht, die Fichtenbestände noch scheinbar ohne Probleme. Inzwischen hat der Borkenkäferbefall, unterstützt von Hitze und Dürre, dazu geführt, dass ganze Wald-Abschnitte abgeholzt wurden. Ein seltsamer Anblick. Zunächst dachte man, nur Fichten seien betroffen. Der Borkenkäfer bevorzugt Nadelbäume. Ein Mischwald soll her. Inzwischen wird aber klarer, dass auch bestimmte Laubbäume unter dem Klimawandel leiden: Die Rinde vieler Buchen wird beispielsweise durch Sonnenbrand aufgerissen.

Weitere Überlegungen über den Borkenkäfer: Ist der Borkenkäfer ein natürliches Phänomen?

Hier entsteht ein neuer Wald

Aufgrund des Käferbefalls wurden viele Fichten gefällt. Hier und da entsteht somit ein regelrechter Kahlschlag. Fazit: Es entstehen im Wald ganz neue, weite Sichten auf angrenzende Landschaften. Bei aller Sorge um den Wald ist es schwierig, sich über diese Sichten zu ärgern. Denn sie sind einfach schön und voller Licht. Außerdem kann man auf vielen abgeholzten Flächen beobachten, wie der Wald wieder hochkommt, saftig grün. Insbesondere dort, wo wenig eingegriffen wird, entsteht aus dem Wirrwarr von Brombeeren und ersten Birken ein Teppich voller Jungbäume.

Einige geschwächte Fichten haben den kürzlichen Hagelsturm nicht überlebt

Forstwirte suchen nach „Zukunftsbäumen“, die sich dem Klimawandel anpassen können. Die Douglasie gilt als ein solcher Baum und wurde hier und da gepflanzt. Inzwischen ist diese Baumart schon sehr gewachsen und prägt bestimmte Wald-Abschnitte.

Vor wenigen Tagen gab es in der Gegend einen heftigen Hagelsturm. Dass auch Hagel den Wald verändern kann, war mir bisher gar nicht bewusst. Jedenfalls verändert auch dieser Sturm unseren „Hauswald“: der Waldboden war mit Blättern und Ästen übersät, manche Stämme regelrecht „angeschossen“, Baumspitzen zerfleddert. Einige wenige Bäume sind gar gebrochen oder vom Wind entwurzelt worden. Dies insbesondere in der Nähe von kahlen Flächen. Aus Studien, die Hagelschäden im Wald zum Thema haben, weiß ich, dass sich viele Bäume erstaunlich rasch erholen, weil die Wurzeln normalerweise voll leistungsfähig bleiben. Allerdings werden bereits geschwächte Pflanzen natürlich noch mehr gestresst.

Hagelschaden im Wald – Junge Triebe sind abgeknickt

Die Bilder zeigen neue Sichten, aber teilweise auch die Folgen des Hagels. Der Wald erscheint mir als ein Spiegel des Naturzustandes. Er verändert sich gerade sehr rasch. Ich glaube an die regenerative Kraft der Natur und denke, der Wald wird nicht sterben, sondern sich wandeln. Ganz egal, ob wir Menschen das so haben wollen oder nicht.