Bahnverspätung 1901 – Alte Geschichten aus dem Rottal

Illustration: Nadia Baumgart

Und wieder eine lustige alte Geschichte aus dem Rottal. Diesmal ist die Informationsquelle das Rosenheimer Tagblatt vom Jahr 1901. Ich habe sie mit einem Schmunzeln illustriert.

In unseren Zeiten, in denen die Bahn ständig Verspätung hat, eine besonders witzige lokale Geschichte, finde ich.

Ein Reisender berichtet humorvoll in der Zeitung, dass er am 16. Juli 1901 morgens mit der Bahn von Pfarrkirchen nach Birnbach fahren wollte. Hier seine Worte:

„Der diensthabende Beamte gab das Zeichen zur Abfahrt. Die Lokomotive pfiff – doch was ist das? Der Zug bewegt sich nicht. Alle Reisenden rannten an die Fenster, um zu sehen, was es gebe. Doch jetzt geht es ja, aber in einem Tempo, als ob den Zug, welcher zwölf Wagen lang war, ein Ochse wegziehen müsste und so ging es gemütlich 500 Meter von der Station Pfarrkirchen weg.

Alle Reisenden waren begierig, den Grund der langsamen Fahrerei zu erfahren. Doch siehe – da kommt aus der Stadt auf der Triftener Landstraße gemütlich der Heizer des Zuges mit zwei Maß Bier daher. Jetzt war das Rätsel gelöst. Der Heizer lief vor Abgang des Zuges in die Brauerei Gässl in Pfarrkirchen, holte sich zwei Maß Bier und erst, als er mit dem edlen Nass auf dem Tender stand, ging es mit Volldampf davon.

Der Heizer hatte allerdings höchste Zeit, um noch mitzukommen, da sich bereits mehrere spaßhafte Reisende daran machten, den Zug mit eigener Kraft in rascheren Gang zu bringen, um dann mit Schnellzugsgeschwindigkeit, wie sie die Sekundärbahn nun schon einmal besitzt, dem inneren Rottale zugeführt zu werden.“

Quelle: Rosenheimer Tagblatt ; Tageszeitung für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel ; offizielles Amts- und Nachrichtenblatt für alle Behörden. 1901 = Jg. 31, 16. Februar-31. Dezember

#heimatgeschichten #rottalinn #badbirnbach #rottalbahn

Landleben / Vie à la campagne

Ein Flussuferläufer an der Rott – Actitis hypoleucos – Sandpiper

Heureuse d´être de nouveau à la campagne après 3 jours à Francort // Happy to be in the countryside again.

Zurück von der Stadt an meine geliebte Rott.

Es war schön, die „alten Heimaten“ Frankfurt und Wiesbaden wieder zu sehen und insbesondere alte Freunde und Bekannte zu treffen. Der Abend bei einer ehemaligen Schulkameradin war am schönsten: Wir waren beide 15, als wir uns zum letzten Mal sahen.

Andererseits war es auch anstrengend, durch die Innenstädte zu laufen, zu registrieren, was neu ist und was noch so geblieben ist wie vor 10, 30, 50 Jahren. Außerdem habe ich mich gefragt – grade jetzt, da wir alle von Gesundheit reden und uns gegenseitig „Bleib g´sund!“ zurufen, wie „gesund“ ein Stadtleben überhaupt sein kann. Ich kam mir immer wieder wie im Gefängnis vor, so „eingemauert“ zwischen Asphalt und Fassaden. Selbst der Grüngürtel in Frankfurt, der ansonsten etwas Grün ins Grau bringt, war aufgrund der diesjährigen Dürre in Hessen beinahe verdorrt.

Jedenfalls habe ich mich heute doppelt und dreifach gefreut, wieder Erde unter den Füßen zu haben und an der Rott nach meinen Vögeln schauen zu können. Und – siehe da – gewissermaßen als Trost wurde mir ein Blick gewährt auf:

  • den seltenen Flussuferläufer (Actitis hypoleucos), eine Art aus der Familie der Schnepfenvögel, von dem ich jetzt weiß, dass er tatsächlich hier brütet. Denn mehrere Jungvögel flogen über das Wasser. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2015 wird die Art in der Kategorie 2 als stark gefährdet geführt.
  • die hübsche Gebirgsstelze
  • einen Pirol.

Außerdem zeigten sich einige Admirale und Reiher. Und über unsere Köpfe kreisten 5 Störche.

Flussuferläufer an der Rott in Niederbayern
Gebirgsstelze
Pirol
Graureiher – gerade hat er einen kleinen Fisch erwischt.
Admiral

Der Hausberghof: Ein Stück heile Welt…

jausenstation am Hausberghof in Egglham im Rottal
Die Jausenstation am Hausberghof im Rottal in Niederbayern
Das uralte und romantische Wohnhaus

Ein Stück heile Welt. Unter einer uralten Hoflinde neben einem blühenden Bauerngarten und am romantischen Wohnhaus haben wir eine wunderbare Brotzeit gehabt. Wo? Im Hausberghof bei Egglham oben auf den Rottaler Hügeln. Da der Radweg direkt am Hof vorbeiführt, ließen wir uns von der „Jausenstation“-Tafel verführen.

Der Öko-Landwirt Anton Dapont hieß uns sehr freundlich willkommen und brachte uns gleich eine Brotzeitplatte mit verschiedenen Bio-Specksorten. Denn der leidenschaftliche Bio-Bauer züchtet und hält selbst Schweine in Freilandhaltung. Ganz alte Rassen: Das Berkshire und das Turopolje-Schwein. Bevor man an den Hof kommt, radelt man an einer Herde Schafe vorbei. Alpine Steinschafe sind das, eine Rasse, die vom Aussterben bedroht ist. Und Aubrac-Rinder stehen weiter unten auf der Weide.

„Wir wollen eine Landwirtschaft auf biologischer Basis unter Berücksichtigung der Permakultur sowie alten, widerstandsfähigen Haustierrassen, im Einklang von Natur, Tier und Mensch“, so Dapont.

Ich freue mich immer sehr, wenn ich solche Kleinode in unserer Gegend entdecke und empfehle insbesondere Radlern die tolle Jausenstation (April bis Oktober – Sa, So, Feiertags  ab 11 Uhr).

Anton Dapont gehört übrigens auch zu den Direktvermarktern Rottal-Inn.

Hier mehr Info über den Hof, der bereits vor 1000 Jahren erwähnt wurde:

https://www.biohof-hausberg.de/hausberghof.html

Produkte des Hausberghofes kann man auch im Regiothek- Onlineshop bestellen.

https://www.regiothek.de/biohof-hausberg

Schweine in Freilandhaltung im Rottal
Die Berkshire-Schweine in Freilandhaltung . es ist die älteste englische Edelschweinrasse
Aubrac-Rinder: Ganzjährig auf der Weide.
Bier trinken unter der alten Linde.

Wald im Wandel

//Our forests are partly destroyed by wood parasites (bark beetles).

Gestern war ich im angrenzenden Wald. Auf der Wanderung konnte ich wieder feststellen, welche Ausmaße die Kahlflächen bekommen haben. Ein beklemmendes Gefühl…

Der Wald hat aber viele Gesichter bekommen: Hier und da wachsen schon die neuen Bäume gut in die Höhe, ein Meer von frischem Grün.

Auf anderen Flächen denkt man: „Wald oder Wüste?“. Es bietet sich ein trauriges Bild: Baumstümpfe, abgerissene Äste, vom Laster gefallene Hackschnitzel-Haufen. Dafür hat man ganz neue Sichten und Panoramen und ungewohnte Blicke auf Nachbarorte.

„Käferholz“

Immer wieder nimmt man auch den Verbiss an jungen Tannen und Pflanzen wahr. Deswegen werden bestimmte Flächen inzwischen eingezäunt. An bestimmten Stellen kommen die „Schwammerl“ wieder hoch, an anderen fehlen sie. Wie es weiter geht mit unseren Wäldern, kann wohl niemand mit Sicherheit sagen.

In der Lugenz im Rottal 2020

Der BUND Naturschutz sagt dazu:

„Die Gründe für diese Entwicklung liegen in der Massenvermehrung des Borkenkäfers, der sich aufgrund der Trockenheit der letzten Jahre in den Fichtenbeständen ungehemmt entwickeln konnte.

Der Natur fehlten in den Jahren 2018 und 2019 bis zu einem Drittel der Niederschläge, die in früheren Jahren üblich waren. Jetzt ist es an der Zeit, den Grundstein für den Aufbau trockenheitsresistenter, zukunftsfähiger, laubholzreicher Wälder zu legen.“

Kiebitze an der Rott

Kiebitz (Vanellus vanellus)
Kiebitze haben einen metallischen Glanz in der Sonne

I love lapwings!/ J´adore les vanneaux huppés. //

Kiebitze an der Rott. Sind sie nicht wunderschön? Sie sind nicht nur elegant, sondern besitzen auch viel Lebenserfahrung: Der älteste Kiebitz wurde nach Ringfunden 18 Jahre alt.

Ein großes Dankeschön an LPV und LBV Rottal-Inn, die sich bemühen, die Brut zu schützen. Denn In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2015 wird die Art in der Kategorie 2 als stark gefährdet geführt.

Sie trippeln immer hin und her

#kiebitz #lapwing #rottalinn

Storch im Regen

Our storks are waiting for spring.

Unsere Birnbacher Störche, die hier überwintert haben, sieht man seit kurzem auch einmal tagsüber im Nest. Bisher kamen sie erst abends, um dort zu übernachten.

Jetzt beginnt natürlich die Zeit der Nest-Renovierung und überhaupt…man sollte einfach mal vorbeischauen, um sicher zu gehen, dass die Nebenbuhler, die letztes Jahr aufgetaucht sind und wohl in den nächsten Wochen aus dem Süden zurückkommen, nicht auf die Idee kommen, den schönen Wohnort zu besetzen.

Also steht man da im Regen und langweilt sich, gähnt und putzt sein Gefieder.

#rottal #rottalinn #storchennest #storks

Rottaler Wirtshaus

A Bavarian tavern built in Art-Nouveau style in 1908.

Das Wirtshaus Baumgartner in Schwertling (Bad Birnbach) in Niederbayern – Immer, wenn ich an diesem Wirtshaus vorbeigehe, beeindrucken mich die prunkvolle Architektur und die Jugendstil-Verzierungen des im Jahr 1908 erbauten Gasthauses.

Besonders schön ist, dass die Gastwirtschaft in Zeiten des Wirtshaussterbens weiterhin geöffnet bleibt. Schon 1752 stand hier ein Hof mit Gastwirtschaft! Sympathisch sind auch die Burenziegen, die im Sommer auf der gegenüberliegenden Wiese weiden. Wanderer sind willkommen. Und seit über 70 Jahren gibt es jeden Donnerstag dort den „Stammtisch– und Gesellschaftstag“.

Hier ein Beitrag, der zum Anlass der Übergabe 2012 erschien:

https://www.pnp.de/lokales/landkreis_rottal_inn/pfarrkirchen/321739_In-Schwertling-stirbt-das-Dorfwirtshaus-nicht.html

#aquarelle #rottalinn #wirsthaus #schwertling #badbirnbach

Freude

Rehe im Wald - Aquarell
Rehe im Wald

„Etwas kitschig“, dachte ich, während ich dieses Bild malte. Und doch habe ich diese Szene vor kurzem erlebt und so in Erinnerung. Und da sich die Rehe nicht von der Kamera einfangen lassen wollten, musste ich sie eben mit dem Pinsel jagen.

Une aquarelle un peu „kitsch“ qui exprime pourtant une scène que j´ai vécu il y a quelques jours en forêt.

Illustration of a scene that I saw recently in our forest.

#rottalinn #aquarelle #wald

Das wilde Eck

Heute habe ich mir nochmal das „wilde Eck“ am Kurpark Bad Birnbach angeschaut. Es ist ein schützenwertes und inzwischen geschütztes Auwäldchen in der Nähe der Rott.

Ich habe mich sehr gefreut zu sehen, dass der „Urwald“ sich sehr schön entwickelt. Wir brauchen viele wilde Ecken, um Vögel und Pflanzen einen Schutzraum zu gewähren. Ich hatte schon einmal darüber berichtet: https://nadiapittura.com/2019/07/01/das-wilde-eck/

Das wilde Eck in Bad Birnbach
Das wilde Eck gedeiht.
Ein kleiner Urwald. Genau so etwas brauchen Schmetterlinge, Pirol und Specht